Angsthund

Sophia126

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

ich habe seit fast 3 Monaten einen 5 1/2 Monate alten Border Collie (Rüde). Er ist bei der Züchterin eher auf dem Land "aufgewachsen" und wohnt jetzt mit mir in einer kleinen Stadt.
Leider ist mein kleiner Schatz sehr ängstlich. Das bedeutet er hat vor allem Angst, was er noch nicht kennt (fremde Menschen, Autos, laute Geräusche etc.).
Das macht jeden Spaziergang für uns eher zu einer Herausforderung, da er extrem an der Leine zieht und nicht mehr höhrt, da er abgelenkt ist und Angst hat. Ich verusche immer stets entspannt zubleiben und ihm Sichheit zugeben zum BeiSpiel in dem ich mich vor ihn stelle, wenn etwas "angstmachendes" passiert damit ich ihm verdeutliche, dass ich den Gegenstand oder den Mensch auch wahrgenommen habe.

Zuhause ist er wie eine anderer Hund. Er freut sich, hört sehr gut, schläft entspannt und spielt sehr viel mit uns.

Habt ihr vielleicht ein paar Tips für mich? Ich hoffe, dass ihr mir weiterhelfen könnt.

Viele Grüße
Sophie
 
Zuletzt bearbeitet:

Rolf

Mod-Admin
Teammitglied
Lass den kleinen Racker erstmal gut bei Dir ankommen. Das er erstmal sich einleben und eine gute Bindung zu Dir aufbauen kann.

Kurze Spaziergänge/Gassirunden wären am Anfang gut in möglichst reizarmer Umgebung. Neue Reize können nach und nach dazu kommen.

Wenn eine für Deinen Hund angsterzeugende Situation entsteht, bleib völlig normal, so wie immer. Wenn Du auf Deinen Hund eingehst und ihn zu beruhigen versuchst, ist das eine Bestätigung für Deine Fellnase und wird das ängstliche Verhalten in den entsprechenden Situationen nicht ablegen.

Vielleicht besteht die Möglichkeit, einen Hundeplatz aufzusuchen mit möglichst einer guten Hundetrainerin bzw. Hundetrainer. So kommt Deine Fellnase mit Artgenossen zusammen und Du hättest kompetente Hilfe und einen Erfahrungsaustausch mit den anderen Hundebesitzern.

Wenn mir noch was einfällt, melde ich mich hier wieder. Wünsche viel Erfolg.
 

Sophia126

Neues Mitglied
Hi Rolf,

danke für deine schnelle Rückmeldung. Das mit dem Hundeplatz ist eine gute Idee. Ich werde gucken, dass ich einen finde.

Viele grüße
 

Rolf

Mod-Admin
Teammitglied
Sehr gern, Sophia. Ich hatte auch einen Border Collie, der zwar völlig angstfrei war, jedoch allen möglichen Reizen gleichzeitig nachgehen wollte. Auch er war nicht leinenführig und nur abgelenkt. Drinnen war er total toll, so ähnlich, wie Du es von Deiner Fellnase beschrieben hast. Bei mir war zunächst die Welpenstunde auf dem Hundeplatz eine gute Entscheidung, später dann bei den grossen Hunden. Dank einer sehr guten Hundetrainerin stellten sich schnell erste Erfolge ein.
 

Scanny

Alter Hase
Ich würde fürs normale Gassi immer die gleiche kurze Runde nehmen.
Struktur sorgt für Sicherheit. Für größere Runden, die ja auch sein müssen, mit Auto oder Fahrradkörbchen (mit 5 Monaten passt er vielleicht noch rein?) - welches Sicherheit bietet, in reizarme Gegenden fahren. (ohne viele Autos/Menschen, ...)

2-3 mal die Woche würde ich speziell Orte aufsuchen, die noch beängstigend sind.
Mich mit dem Hund in sicherer Entfernung zum Ort plazieren und einfach warten - ihn quasi dran gewöhnen.

Wenn er also Angst vor der Straßenbahn hat, würde ich mich auf eine Bank setzen, und mit ihm ne viertel Stunde die Straßenbahn beobachten
(nicht an der Haltestelle, das wäre sicher noch zu dicht).
Wenn er total hochdreht und nur weg will - war das noch zu dicht dran. Dann auf keinen Fall die Gewöhnung "durchziehen".
Lernen unter Stress funktioniert nicht.
Wenn die Entfernung gut gewählt ist, dass er das Obvjekt wahrnimmt, aber nicht totale Angst zeigt, dann kann er lernen dass dieses Objekt nicht schlimm ist und sich daran gewöhnen.

Ich würde auch immer die Orte, die er beängstigend findet, versuchen potitiv zu verknüpfen. Z.B. gibt es dann beim Straßenbahn-gucken was leckeres zum kauen, oder ein besonderes Spielzeug. Auch das geht nur wenn er nicht in einem panischen Zustand ist.
Aber da muss man probieren wie der eigene Hund drauf ist - bei meinem Hund hat das sehr gut funktioniert (aber besonders panisch war er auch nicht)

Falls nicht schon geschehen, würde ich auch einen ägnstlichen Hund, der nicht leinenführig ist nur am gut sitzenden Geschirr führen.
Zieht er stark am Halsband, sind das zusätzlich Schmerzen. Zur Angst kommen also noch Schmerzen und er findet das beängstigende Objekt gleich doppelt doof.
Zumahl es, wenn er sehr stark am Halsband zieht, dazu kommen kann dass er keine Luft bekommt = doppelte Panik.
Die Luftzufuhl im Gehirn wird auch beeinträchtigt und der Hund KANN gar nicht mehr ansprechbar sein - selbst wenn er keine Angst mehr hätte.

Es kann auch helfen, wenn der Welpe die Gegend mit einem sicheren und souveränen erwachsenen Hund erkundet.
Der Hundeplatz als gute Alternative wurde ja schon genannt.
Zusätzlich könnte man Gassi-bekanntschaften organisieren über ebay-Kleinanziegen oder einer örtlichen Hundegruppe auf facebook.
Dann fragt man ob jemand einen sicheren erwachsenen Hund hat der gut mit Welpen klar kommt, und mit dem man sich dann des öfteren treffen könnte (wenns zwischen den Menschen dann auch noch gut klappt, ists doppelt super).

Falls du nach passender Literatur suchst, kann ich dieses Buch empfehlen:
https://www.amazon.de/Fit-Life-Welpen-wirklich-lernen/dp/3942335964

Ich habe es mal für eine Freundin gekauft und selber fast durchgelesen. Finde es sehr gut erklärt - und es geht nicht darum nach Plan Sitz, Platz und Leinenführigkeit beizubringen.
Sondern es geht zum größten Teil um "Alltagstauglichkeit" - Sozialisation.
Es werden die Grundsteine erklärt wie aus einem Welpen ein sicherer, souveräner und ausgeglichener erwachsener Hund werden kann.

Wenn eine für Deinen Hund angsterzeugende Situation entsteht, bleib völlig normal, so wie immer. Wenn Du auf Deinen Hund eingehst und ihn zu beruhigen versuchst, ist das eine Bestätigung für Deine Fellnase und wird das ängstliche Verhalten in den entsprechenden Situationen nicht ablegen.
Hier möchte ich noch einmal einhacken.
Angst ist eine Emotion (egal ob beim Hund oder beim Menschen). Ich kann eine Emotion nicht bestätigen/verstärken, indem ich etwas potitives dazugebe.
(Wenn ich einen Gruselfilm gucke, wird meine Angst auch nicht schlimmer wenn mein Mann ruhig mit mir redet oder er mir nen Keks gibt)
Wenn ich aber versuche auf angemessene Weise den Hund zu beruhigen, dann ist das etwas potitives und die Angst beim Hund kann dadurch nicht schlimmer werden.

Im Gegenteil - sowohl Menschen als auch Hunde sind hochsoziale Lebewesen - ein Gruppenmitglied in seiner Angst alleine zu lassen, ist unatürlichl und unsozial.
Wenn Hunde/Menschen Angst haben, dann helfen und unterstützen sie einander - bekannt auch unter dem Begriff Social Support.

Nicht immer bringt es etwas den Hund mit ruhigen Worten, Streicheln, oder Keksen zu beruhigen. Aber bestärken kann man die Angst damit nicht.

Die Angst des Hundes kann dann bestärkt werden, wenn der Mensch ebenfalls ängstlich, gestresst, panisch, aufgeregt, unsicher reagiert.
(Wenn ich nen gruselfilm gucke und mein mann schreit mich plötzlich an - bekomme ich nen noch dolleren Schreck)

Wenn ich aber souverän dem Hund Sicherheit gebe, ruhig mit ihm rede, ihn aus der Gefahrensituation führe, ihn schütze, ihm den Raum gebe den er braucht,
dann verstärke ich nicht die Angst. Im Gegenteil, ich zeige dem Hund, dass er mir vertrauen kann, dass er bei mir sicher ist - so kann er die Angst deutlich schneller überwinden als müsste er es alleine bewältigen.

Es gibt mittlerwiele sehr viele Beiträge zu finden, die über den Mythos "Angst beim Hund soll man ignorieren" aufklären.
Hier mal Einige:
http://markertraining.de/marchenstunde-angst-wird-durch-zuwendung-verstarkt/
https://www.easy-dogs.net/home/blog/training/ulrike_seumel/angsthund_troesten.html
http://www.teckel-on-tour.de/angst.htm
https://www.hunde-weise.de/wissenswertes/9-mythos-angst-ignorieren

Viel Erfolg wünsche ich und noch ganz viel Freude an dem Familienzuwachs! =)
 

Samsung

Neues Mitglied
Hallo hundefreunde.
Vielleicht finde ich endlich hilfe.
Ich habe einen 3 jährigen terrier/dackel mix aus einer tötungsstation auf kreta gerettet.
Anfang war alles super aber seid einem halben jahr kann er nicht mehr allein bleiben.er zittert und sabbert alles voll wenn ich zur arbeit los muss.
Früher hat alles super geklappt.
Ich hatte sogar eine hundepsychologin zu mir bestellt aber es hat leider auch nicht funktioniert.
Habt ihr gute ratschläge,was ich machen soll oder kann?
Danje im vorraus
 

Scanny

Alter Hase
Hallo hundefreunde.
Vielleicht finde ich endlich hilfe.
Ich habe einen 3 jährigen terrier/dackel mix aus einer tötungsstation auf kreta gerettet.
Anfang war alles super aber seid einem halben jahr kann er nicht mehr allein bleiben.er zittert und sabbert alles voll wenn ich zur arbeit los muss.
Früher hat alles super geklappt.
Ich hatte sogar eine hundepsychologin zu mir bestellt aber es hat leider auch nicht funktioniert.
Habt ihr gute ratschläge,was ich machen soll oder kann?
Danje im vorraus
Wie lange ist der Hund bereits bei dir?
zittert und sabbert er seit einem halben Jahr?
Hast du ihn alleine gelassen (so dass die Verlustängste dadurch stärker geworden sein könnten) oder konntest du die Betreuung irgendwie regeln?

Konnte er denn davor gut alleine bleiben?
Habt ihr das alleine bleiben geübt/irgendwie aufgebaut?
Hat er vorher vielleicht schon kleinere Probleme gezeigt beim verlassen werden, die ihr aber ignoriert oder nicht wahrgenommen habt?

Wann genau beginnen die Symptome, ab welchem moment siehst du, dass er Panik bekommt. (Z.B. wenn du zur Wohnungstür gehst, oder wenn du deine Schuhe anziehst)
Wo ist der Hund wenn er alleine gelassen wird?
Er ist Einzelhund oder?
Hattest/Hast du die Möglichkeit ne Kamera o.ä. aufzustellen um zu schauen wie er drauf ist, während er alleine ist? Wenn ja, wie hat er sich verhalten als du weg warst?

Hast du die Möglichkeit den Hund in den nächsten Wochen/Monaten mit zur Arbeit zu nehmen,
oder so betreuen zu lassen, damit er erstmal nicht mehr (auch nicht zum einkaufen o.ä.) alleine sein muss?

Es liest sich nach extremen Stress den der Hund hat beim verlassen werden.
Wenn du jetzt anfängst das alleine sein wieder langsam zu üben, um das Muster zu durchbrechen, ist das gut - dauert vermutlich aber sehr lange.
Und wenn du am Wochenende z.B. schon kleine Erfolge erzielst, machst du dir die Erfolge wieder kaputt wenn er alleine sein muss und dem Stress ausgesetzt ist.
hilfreich ist es, wenn er jetzt KEINE negativen Erlebnisse mehr mit dem alleine sein verknüpft.

Wenn du dir die Zeit nimmst und alle Fragen beantwortest, können wir versuchen zu schauen, WO das problem bei euch liegen könnte und dir helfen WO du ansetzen könntest.
Denn das problem, nicht alleine bleiben zu können, hat von Hund zu Hund unterschiedliche ursachen und muss unterschiedlich angegangen werden.
Es gibt keinen "Knopf" den man drücken kann um es abzustellen.

Schau nach den Ursachen und versuche diese zu beheben.
Schau ins Umfeld und in deine handlung was man anders machen kann um dem Hund zu helfen.

Manchmal reichen kleine Tricks wie "Musik anmachen, Abschieds-Ritual einbauen, Hund aufs Bett lassen"
Manchmal muss man komplett von vorne anfangen und mit dem Hund lange üben, dass er stressfrei 20 Sekunden alleine in Haus/Wohnung meistert.
 

Samsung

Neues Mitglied
Hallo Scanny.
Erstmal vielen dank für die schnelle Antwort.
Er ist mit ca 8Wochen zu mir gekommen.Daher habe ihn nun schon mehr als 2 3/4 Jahre.
Dieses zittern und sabbern ist seid ca. 6 Monaten.
Naja,man kann nun mal nicht überall sein Hund mit nehmen und daher muss er allein zu hause bleiben.
Von anfang an hatte es super geklappt und ich konnte ihn bedenkenlos daheim lassen wenn ich zur arbeit muss.
Früher hatte er sich die 3 1/2 Std. die er allein ist,einfach in sein Körbchen im Flur gelegt und geschlafen.
Er fängt im Wohnzimmer schon an zu zittern,wenn er mit bekommt,das ich meine Schuhe anziehe,wo ich auch schon mehrmals versucht habe ihn aus zu tricksen,in dem ich die ganze zeit über meine schuhe im Haus trage.
Mir ist es leider nicht möglich ihn mit auf die Arbeit zu nehmen,da ich in einem Krankenhaus im OP Bereich arbeite.

Du hast geschrieben:
Es liest sich nach extremen Stress den der Hund hat beim verlassen werden.
Wenn du jetzt anfängst das alleine sein wieder langsam zu üben, um das Muster zu durchbrechen, ist das gut - dauert vermutlich aber sehr lange.
Und wenn du am Wochenende z.B. schon kleine Erfolge erzielst, machst du dir die Erfolge wieder kaputt wenn er alleine sein muss und dem Stress ausgesetzt ist.
hilfreich ist es, wenn er jetzt KEINE negativen Erlebnisse mehr mit dem alleine sein verknüpft.
Das ist ja mein Problem.Ich kann doch meinem Arbeitgeber nicht sagen,das ich 1 Jahr nicht zur arbeit kommen kann,da mein Hund Angstzustände hat.
Mir ist vollkommen bewußt,das er riesen Angst hat und ich handeln muss,nicht nur für ihn sondern auch für mich aber ich weiß mir keinen Rat.
Ich kann ja vormittags immer wieder mal kurz das Haus verlassen,kein Problem,aber ich muss nun mal auch arbeiten und dann wäre er diese 3 1/2 Std. allein,was nach meiner Meinung absolut zumutbar für einen Hund ist.
Mit dem Tipp Musik habe ich schon ausprobiert,doch leider funktioniert dies nicht.
Ich übe schon die ganze Zeit mit ihm, in dem ich immer wieder einmal kurz das Haus verlasse,draußen eine rauche und wieder rein gehe.
Wenn ich ihn dann anschaue und er etwas getropft hat oder etwas zittert,belohne ich ihn auch nicht,denn dann würde ich ihn ja für sein verhalten belohnen.

Ich hoffe,das ich die Fragen soweit gut beantwortet habe.

Nochmals vielen Dank für die Hilfe
Gruss
 

Elffinchen 40

Alter Hase
hast du mal versucht das alleine bleiben Positiv zu vermitteln,meine hat immer mist gebaut,bis ich angefangen hab ihr was zum kauen zu geben,auch wenn ich wieder kam hab ich ihr was mitgebracht.
 

Samsung

Neues Mitglied
Er hat sein plüschhasen,kauknochen und kuhfuss.wenn ich wieder komme und ihn sofort belohne,belohne ich doch sein "negativ" verhalten.
 

Isabel

Foren-Guru
Für das Verhalten eines Hundes gibt es immer Gründe, die in seinem Umfeld zu suchen sind. Ändert sich das Verhalten eines Hundes ist immer etwas passiert. Es kann auch etwas sein, das wir nicht wahrnehmen, bzw. das uns einfach nicht aufgefallen ist. Es könnte auch sein, daß es vor einem halben Jahr Geräusche im Haus gegeben hat, als Du nicht da warst, von denen Du möglicherweise auch nichts weißt.

Da wir hier und wohl auch Du im Dunkeln tappen und nicht wissen, was passiert ist, ist es schwierig, Empfehlungen zu geben. Mach doch mal ein Video, wenn Du nicht da bist und stelle es hier ein. Ich verschiebe den Beitrag gern in einen Bereich, der nur für Mitglieder zugänglich ist. Vielleicht gibt uns ein Video mehr Aufschluß.

Speicheln ist Ausdruck für immensen Streß, nur wie hilft man einem Hund, wenn man den Auslöser dafür nicht kennt?

Ansonsten noch einige Buchempfehlungen für Dich:

"Der ängstliche Hund" Streß, Unsicherheit und Angst wirkungsvoll begegnen - Nicole Wilde

"Angst bei Hunden: Unsicherheiten erkennen und Vertrauen aufbauen" Martin Rütter und Jeanette Przygoda

"Angsthunde: Definition, Diagnostik, Management, Trainingsansätze" Bettina Specht

Möglicherweise gibt Dir die Lektüre den einen oder anderen Hinweis.

Was konkret hat denn die Hundepsychologin erkannt, gesagt und empfohlen? Was davon hast Du wie lange umgesetzt, wenn Du der Meinung bist, daß nichts geholfen hat?

Ein solches Training kann verdammt lange dauern, bis sich ein Erfolg einstellt.

Wir hatten bei uns auch einen Angsthund, wir haben ihn immer noch. Es hat Jahre gedauert, Ängste abzubauen. Das funktioniert immer nur Schritt für Schritt und Rückfälle kommen immer wieder vor. Je länger solch ein Zustand andauert, desto schwieriger kann es eben auch werden.

Hier findest Du unter Beitrag # 12 zum Thema "Alleinsein des Hundes üben" einige Videos, vielleicht ist ja für Dich auch etwas dabei:

https://www.hundeseite.de/hundeforum/t/anregungen-in-sachen-hunde-erziehung.4258/
 

Scanny

Alter Hase
Hallo Samsung,

meine Fragen waren keineswegs als Kritik gemeint.
natürlich kann der Hund nicht immer und überall mit, und 3,5h sind eine absolut zumutbare Zeit.

Die Fragen waren dafür da, dass wir/ich mir ein Bild machen konnten - je mehr Infos, desto hilfreicher können die Tips sein.
Danke dass du so ehrlich warst.

Und um das Muster zu durchbrechen, hättest du eine Person die ihn einige Zeit während deiner Abwesenheit betreuen kann? - dass er wenn du arbeitest nicht alleine ist, und in freien Momenten übst du dann.

Ganz oft (bei uns war es so) sind die ersten Sekunden des alleine seins üben viel schwieriger als die weiteren Stunden.
Deine Übung "Ich geh kurz raus, rauche eine und komme wieder rein" - könnte also schon viel zu viel für den Hund sein. (für meinen wäre es am Anfang zu viel gewesen)

Dein Ziel ist es ja, dass er entspannt ist, wenn du gehst und weg bleibst.
Wenn er also Stress hat sobald du nur die Schuhe anziehst, wird er nicht entspannt sein wenn du draußen eine rauchst.
Dieses wenige Minuten-Training bringt also dem Hund nichts - im Stress kann er nicht lernen.

Von daher ist es auch ziemlich egal, wenn er zittert und speichelt, ob du ihn tröstest oder ignorierst. Du kannst kein Verhalten aktiv bestätigen, da er im Stresszustand gar nicht aufnahmefähig ist. So kann er gar nichts lernen+verknüpfen.
(Ich könnte im Wartezimmer des Zahnarztes auch nicht für ne Prüfung lernen ;) )

Immer wenn mein Hund beim alleine sein Üben Stress gezeigt hat, (an der Tür gekrazt, gejault, ..) bin ich sofort zurück gekommen, habe die Übung abgebrochen.
Viele Sagen ja "Du musst so lange aushalten bis der Hund von alleine ruhig wird - sonst lernt er, er muss nur jaulen und sofort bist du wieder da".
Diese Erfahrung habe ich nicht gemacht.
Er hat gejault, ich kam zurück und bei der nächsten Übung war ich schlauer und habe den Zeitpunkt besser abgepasst.
ich bin dann zurück BEVOR er so viel Stress hatte dass er jault.
Er hat desswegen nicht öfter gejault, sonder seltener, weil ich immer besser gelernt habe, den richtigen zeitpunkt abzupassen.

Das geht eben nur durch ausprobieren.
Aber da muss jeder seinen Hund und seine Situation angucken was geeignet ist.
In meinem Zusammenleben mit Hund, gibt es keinen Platz für "Ich ignoriere es wenn er gestresst ist" - trotzdem tanzt er mir nicht auf der Nase herum ;)
Aber auch da gibt es andere Erfahrungen. (ich hatte ja bisher nur einen Hund)

Das Schuhe anziehen ist bei dir eine "Stress auslösende Situation" - bei uns war es das Schlüsselklimpern kurz vorm verlassen der Wohnung.

Wir sind dann - unregelmäßig und oft am Tag - einfach aufgestanden, zum Schlüssel gegangen, den in die Hand genommen, ihn wieder hingelegt und uns wieder hingesetzt.
Arek ist oft aufgesprungen, zur Tür gerannt, und blieb dann ganz verdutzt stehen, und legte sich irgendwann wieder hin.
Durch viele Wiederholungen hat Arek gelernt "Das klimpern des Schlüssels heißt NICHT dasss es raus geht, oder dass er alleine gelassen wird".
Das hat bei dieser Situation sehr gut geholfen.
Jetzt ist das Schlüssel klimpern nicht mehr Stress-auslösend.

Es kommt aber auf den Hund an - ich kann mir vorstellen das die Konfrontation mit diesem Stressauslösenden Reiz, auch anders ausgehen kann. Dass man dann einen Hund hat der immer mehr zum Nervenbündel wird, weil er unter Dauerstrom steht wegen des Reizes - das muss man individuell sehen.

Wir haben feste Rituale die dem Hund ankündigen, was als nächstes passiert:
Auch beim verlassen der Wohnung, mit oder ohne Hund.
Wenn er alleine bleibt, schicke ich ihn auf seinen Platz, sage "Tschüss" und kuschel ihn noch mal - dann schließe ich die Schlafzimmertür. (Das haben wir langsam aufgebaut)
Dann weiß er, er bleibt alleine.

Wenn ich zur Tür gehe, ihn rufe und das Geschirr runter hole, weiß er dass er mitkommt.

Arek hat es auch sehr geholfen, dass er NICHT im Flur alleine ist. Er lag nur vor der Wohnungstür, lauschte auf die Schritte, hatte die "Bewacherposition". (Wenn er bewacht (er hat Wachtrieb), dann sind alle seine Sinne geschärft, er arbeitet ja quasi - dann ist keine Entspannung möglich)

Er ist jetzt alleine im Schlafzimmer, auf unserem Bett. (Weit weg von der Wohnungstür).
Das Bett riecht am intensivsten nach seiner Familie und das hilft ihm.
Anfangs hat er sich immer noch ein getragenes Stück Wäsche aus dem Wäschekorb geangelt - es aufs Bett gelegt und sich da drauf schön eingekugelt.
Das braucht er heute nicht mehr.

Beim alleine bleiben üben sind wir ganz kleinschrittig vorgegangen.
1. Arek auf den Platz (unser Bett) geschickt (dort gabs Leckerchen)
2. Ritual gemacht (Tschüss und kuscheln) - dann gabs Leckerchen
3. zur Schlafzimmertür gegangen - ist er still liegen geblieben, gab es Leckerchen
4. Raus gegangen und sofort wieder reingegangen - lag er still, gabs Leckerchen
5. Dann etwas länger vor der Schlafzimmer- Tür bleiben und Schuhe/Jacke anziehen - blieb er still liegen (owbohl er die Geräusche gehört hat) kam ich zurück und es gab Leckerchen.
6. Dann, angezogen, die Wohnung verlassen - lag er still, gabs Leckerchen ....

(Allso alles nacheinander ... ich hoffe man versteht wie ich das meine)

Das waren in etwa die Schritte. Hat einer geklappt und ich hatte den Eindruck er ist entspannt, bin ich zum nächsten Schritt gegangen.
Immer wenn er aufgestanden und zur Tür gerannt kam, bin ich wortlos rein, habe ihn auf den Platz geschickt und bin im Training einen Schritt zurück gegangen.
Ich habe immer versucht die Situation abzupassen, dass er den Stress noch aushält und liegen bleibt.
Durch das Leckerchen merkte er, dass ruhig liegen bleiben sich lohnt.
Gleichzeitig wird ein positives Gefühl ausgelöst und smoit wird bei vielen Weiderholungen, das alleine gelassen mit einem positiven Gefühl verknüpft.
(Das heißt nicht dass der Hund sich nun freut alleine gelassen zu werden - aber ein positives Gefühl ist etwas, was dabei hilft der "Verlustangst" entgegenzuwirken.)
Durch das häufige üben und wiederholen hat er gelernt, dass ich immer wieder komme. (Wobei das deiner nach 3 Jahren schon verinnerlicht haben sollte)

Ich habe dabei die Erfahrung gemacht, dass die ersten 20 Sekunden alleine aushalten viel schwieriger sind, als die weiteren 20 Minuten.
Der Anfang ist dabei am schwersten. Dem Hund verständlich zu machen was gleich passieren wird, und er dabei trotzdem ruhig bleibt, hat am länsgten gedauert.

Ich habe bisher nicht die Erfahrung gemacht (und auch im Freundeskreis nicht gehört),
dass ein Hund, der im Stress alleine gelassen wird, sich alleine auch wieder beruhigt.

Ich habe mehrmals am Tag geübt, aber sehr unregelmäßig.
Ich habe am Anfang die Schritte mehrmals wiederholt - aber gesamt niemals länger als 2-3 Minuten traininert.
Ich habe drauf geachtet dass wir immer mit einem positiven Ergebnis die Übung beendet haben.

So war es bei uns - vielleicht ist ein anderer Ablauf bei euch sinnvoller. Oder eine andere Belohnung. Das musst du gucken.
Wichtig ist für jeden Hund die Regelmäßigkeit und das gleichbleiben des Rituals - so kann er sich drauf einstellen und weiß was kommt.

Zwischenzeitig gab es nochmal einen Rückschlag, weil der Herbst kam, es eher dunkel wurde und wir nochmal seperat dass alleine bleiben im halbdunkeln üben mussten (das ging viel schneller weil er ja das Prinzip schon kannte). So Kleinigkeiten können aber auch dazu führen dass ein Hund, der eben nur im hellen alleine gelassen wird, plötzlich Panik schiebt wenn er im Dunkeln alleine ist.


Wenn 3 Jahre alles gut war, und er plötzlich mit zittern und speicheln reagiert, kommt mir noch ein anderer Gedanke:
Reagiert er häufig in Stressituationen mit zittern und speicheln? Oder in anderen Situationen?
Ist er generell schneller gestresst? Gab es andere Veränderungen im Verhalten/Erscheinungsbild in den letzten 6 Monaten?
Vielleicht ist ja auch gesundheitlich etwas nicht in Ordnung? Vielleicht was hormonelles, Blutwerte etc?

Letzter Gedanke:
Vielleicht kann euch "konditionierte Entspannung" weiterhelfen.
Hier ein Bericht:
http://markertraining.de/mein-zauberwort-konditionierte-entspannung/

Ich habe Glück mit einem super souveränen und unsensiblen Hund der nur selten aus der Fassung/Ruhe zu bringen ist.
Daher bestand bei uns nie Bedarf für ein solches Training.
Allerdings finde ich es schlüssig und plausibel, und für viele Hund im Alltag sicher ne tolle Hilfe.
Mit einem anderen Hund, der häufiger gestresst ist, wäre dies jedenfalls meine erste Anlaufstelle.

In der Hundeschule wo ich früher regelmäßig war, gab es alle halbe Jahre einen Kurs zur konditionierten Entspannung.
Vielleicht bieten Hundeschulen in deiner Umgebung so etwas auch an, falls Bedarf besteht.

Viel Erfolg wünsche ich euch!!
 
Zuletzt bearbeitet:

Ähnliche Themen


Oben