Hallöchen und guten Morgen Elisabeth!
Schön, dass du dich wieder gemeldet hast, ich hatte wirklich schon Angst, dass dir hier zu sehr auf die Pelle gerückt wurde. Ich gebe zu, auch ich habe erst an einen Witz gedacht (tut mir schrecklich leid!) aber soetwas hört man selten
Aber wenn ihr auch schöne Momente habt, freue ich mich und mir geht das Herz auf, wenn du schreibst, dass du um den Kleinen kämpfen willst (und ich versichere dir: Es lohnt sich
)
Nun zu deinen Fragen speziell an meine Ratschläge (auf alles einzugehen wird sicherlich eher ein Roman^^)
Das Training vor dem Supermarkt:
Hier solltet ihr in kleinen Schritten anfangen. Erst einmal sollte er lernen, dass er auch mal allein gelassen werden kann, ohne Angst zu haben. Dh erst einmal würde ich in bekannter Umgebung trainieren. Hierfür den Hund anbinden, euch entfernen (wirklich nur ganz kurz und nicht unbedingt aus der Sicht gehen). Wenn er ruhig geblieben ist, freundlich und ruhig!! loben (muss auch nicht unbedingt immer ein Leckerchen sein).
Nun erweitert ihr die Entfernen Stück für Stück, bis er euch nicht mehr sieht und auch mal 5min ruhig sitzen bleibt. Irgendwann sollte man das auf ca eine halbe Stunde ausdehnen können (nehmt euch am besten ein Buch mit *lach*. Aber Achtung!! Nicht alles auf einen Tag! Das sollte eine Trainingseinheit von mindestens 4-6 Wochen sein, damit er sich langsam daran gewöhnen kann. Eine Trainingseinheit sollte am Anfang ca 10min dauern, danach natürlich dementsprechend länger.
Wenn er ruhigt sitzen bleibt, bis ihr nach einer halben Stunde wiederkommt, könnt ihr von vorn beginnen: Dieses mal vor einem Supermarkt. Die Leute werden sicherlich etwas doof gucken, aber es zahlt sich am Ende aus. Ihr werdet dann nämlich nur komisch angeguckt, statt von einem "wütenden Mob" erwartet zu werden
Zu anderen Hunden:
Für mich hört es sich aus der Entfernung an, als würde der andere Hund einige Vorteile genossen haben. Gerade als Welpe wird er deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen haben und das rächt sich jetzt bei Rascal. Daher würde ich hier vorschlagen, dass ihr in auf euch konditioniert. Wenn er die Grundkommandos beherrscht, kann man die festigen, sodass er in jeder Situation zu euch kommt. Das dauert, ist anstrengend und zeitintensiv. Aber wenn man hier konsequent arbeitet, hört sogar irgendwann ein Terrier *lach*
Arbeitet am besten an einer Schleppleine, das sind 10m lange Leinen, die man für maximal 10 Euro im Laden bekommt. So hat er die Möglichkeit, sich zu entfernen (damit ihr ihn rufen könnt) aber ihr habt am Ende doch noch ein gewisses Maß an Kontrolle. Um generell mit anderen Hunden umgehen zu können, würde ich euch wirklich eine Hundeschule empfehlen. Diese bieten (wenn sie gut sind) auch Sozialisationskurse an. In diesen laufen die Hunde frei mit ihren Artgenossen und ihr bekommt Hilfen und Tipps, wie ihr auf das Zusammenleben eingehen könnt.
Ich denke, zur Erziehung brauche ich nicht mehr viel sagen
Ich verstehe vollkommen, dass man das durchaus unterschätzt aber haltet euch an den Leitfaden: Je mehr Regeln der Hund hat, desto freier ist er.
Wenn ihr euch sicher seit, dass er immer auf euch hört, wird er deutlich mehr Freiraum haben, denn ihr seid entspannter. Hier kann man sich auch wirklich tolle Bücher kaufen oder eben Hilfe bei einer Hundeschule suchen. Es hilft auch, einfach kleine Kunststückchen zu trainieren ("high five" geben, im Kreis drehen etc) das beschäftigt den Kopf.
Zum Auslauf:
Also, ihr habt ja einen Terrier. Das sind kleine, wilde, aktive und unheimlich ausdauernde Hunde. Ein richtiges Maß kann ich euch nicht geben, das hängt immer vom Hund ab. Ich würde für den Anfang die Spaziergänge so lang machen, bis der Hund danach "halbtot" ins Körbchen fällt. Das braucht gut und gerne mal 3-4 Stunden. Um das zu beschleunigen kann man gerne draußen spielen. Dafür würde ich euch (da der Hund momentan nicht immer abrufbar ist) eine Reizangel empfehlen. Lest euch da gut ein und schaut euch Videos an. Wenn man das richtig macht, ist der Hund schnell körperlich ausgepowert und gleichzeitig habt ihr die Kontrolle, wann er wie spielt (Rangordnung). Hier und da gebt ihm aber bitte Ruhepausen, in denen er Pipi machen darf oder einfach mal eine kleine Entspannung bekommt (Reizangel am anfang maximal 10min). Verbindet den Spaiergang mit Kommandos. Ruft ihn heran, lasst ihn Sitzen, schickt ihn wieder fort. All soetwas prägt den Hund auf euch, erzieht ihn und lastet den Kopf aus. So stärkt ihr auch die Bindung. Man kann zB auch überlegen, einen Teil des Futters nur durch Arbeit zu vergeben. Dh ihr kürz seine Ration, die er so bekommt und gebt den Rest während der Trainigseinheiten. Das stärkt die Bindung, ist ein Stück weit natürlicher (der Wolf muss ja voher auch "arbeiten") und prägt euren Rascal noch mehr auf euch
Im Schnitt sollte man aber schon so 4 Stunden auf den Tag rausgehen, lieber noch mehr. Aber hier macht auch wieder das Motto nicht halt "Klasse statt Masse". Ein 10 Stunden Bummelausflug bringt dem Hund nichts. 2 Stunden effektives Training ist dann aber schon ein guter Ansatz
Schaut euch euren Hund an. Wenn er auf dem nach Hause weg immernoch hibbel und unruhig ist und sich alles angucken will, dann reicht das noch nicht.
Nun speziell zur Bindung:
Durch eine gute Erziehung ist schon der halbe Weg gemacht. So erkennt er, dass ihr auf ihn aufpasst und die Situation im Griff habt. Das gibt dem Hund Sicherheit. Ansonsten würde ich vorschlagen, alle Spielsachen wegzunehmen und sie nur rauszuholen, wenn ihr aktiv mit ihm spielt. So lernt er, dass mit euch das pure Leben tobt und freut sich darauf, etwas mit euch zu machen (Achtung! Nicht betteln lassen! Er wird schnell merken, dass ihr der Reiz zum Spielen seid und wird schnell anfangen, euch überreden zu wollen. Also nur spielen, wenn er gerade nicht bettelt und ihr Lust habt
Außerdem kann man auch in Hundeschulen Vertrauensübungen machen. ZB über Wippen gehen, Slalom laufen etc. Vllt wäre Agility etwas für euch? Das ist ein Hundesport, der Kopf und Körper beschäftigt. Einfach mal googeln und informieren
Zur Wohnung kann man vllt noch die Tipps geben, dass ihr ihm das Kommando "Körbchen" beibringt. Dh er soll auf euer Kommando in sein Bett gehen und da bleiben. Das nimmt oft Spannung aus Situationen und verweist den Hund auch auf seinen Platz. Gerade beim Rammeln oder Anspringen oder dergleichen hilft diese Methode wahre Wunder. Hier würde ich zB auch immer zu raten, wenn Besuch kommt. Wenn es an der Tür klingelt, schickt ihr Rascal in sein Bett und er darf erst rauskommen, wenn ihr es erlaubt. So zB zeigt ihr, dass ihr entscheidet, wer rein darf und das gibt dem Hund die Sicherheit: Ah okay, die wissen schon, was sie machen.
Sooo, ich hoffe, ich konnte ein ein bisschen helfen und ihr seid motiviert für ein riesen Stück Arbeit *lach*
Am Anfang wird das ganze nicht einfach, das kann ich euch versprechen! Aber es wird mit de Zeit einfacher und das Zusammenleben macht Spaß
Und am Rande muss ich noch dazusagen: Hut ab! Nicht jeder "ertägt" die Fellnasen des Partner! Ich freue mich sehr zu hören, dass du den Kopf nicht in den Sand steckst, sondern eine Lösung suchst! Man muss das Tier nicht lieben aber zumindest entspannt sollte man zusammenleben können und da hast du einen wirklich guten Weg gewählt