Isabel
Foren-Guru
Nicht, daß etwas falsch verstanden wird. Ich möchte niemanden davon abraten, einen Hund aus dem Ausland aufzunehmen.
Ich rate aber jedem, der sich damit beschäftigt, einen Hund aus dem Ausland aufzunehmen, sich mit der Thematik dringend auseinandezusetzen. Wie oft verliebt sich jemand in einen Hund, der von einer Tierschutzorganisation im Internet angeboten wird und - es wird ein Hund adoptiert - den man nicht einmal kennt. Oft stimmen - leider - die Beschreibungen nicht und es kommt auch häufig vor, daß die Tiere nicht gesund sind. Ein Mittelmeercheck ist das mindeste und eine schriftliche Bestätigung, daß die Testergebnisse auch von dem Tier stammen, das da auf die große Reise geschickt wird.
Quelle:
Tierschutz Schattenseiten
Aktenzeichen Tierschutz
Autor: Uwe Peter Willemsen
"Zwischen Wolf und Schmusehund"
Sagen und Halbwahrheiten vom dankbaren und sozialen „Ausländer"
Die Aussage, Hunde aus „dem Süden" seien besonders sozial, menschenbezogen, treu, dankbar unsw. haben sie bestimmt schon häufig gehört oder auf Homepages von Vereinen gelesen, die sich in der Region XY engagieren.
Gleiches wird auch den Hunden aus „dem Osten" nachgesagt. Hier aber wiederum von den Tierschutzvereinen, die in den Ländern Osteuropas engagiert sind.
Das Importgeschäft mit den ach so sozialen und bedauernswerten Hunden aus Ost- und Südeuropa boomt. Insbesondere deshalb, weil der universelle Vertriebsname „Tierschutz" einen grundsätzlich karitativen Charakter suggeriert und karitatives Engagement meist nur sehr zurückhaltend hinterfragt wird. So verwundert es auch nicht, dass nahezu alle öffentlich bekannten Aussagen zu dem Wesen der Hunde aus Ost und Süd, wie im Chor das besonders gute Sozialverhalten und die schier unendliche Dankbarkeit dieser Hunde lobpreisen. Den sprichwörtlichen Vogel schießen aber wohl die Tierschutzorganisationen ab, die auf ihren Internetseiten ernsthaft behaupten, Hunde aus deutschen, österreichischen, schweizerischen oder niederländischen Tierheimen seien häufig unsozial, verhaltensauffällig und es ginge ihnen doch viel besser als ihren Artgenossen in XY.
Hier liegt der Widerspruch in sich selbst. Wenn es den Hunden hier besser ginge, wären sie nicht unsozial oder verhaltensauffällig. Es sei denn, es gäbe neben dem typischen Osteuropäer und Südeuropäer, auch den typischen Westeuropäer. Das dies nicht der Fall ist, muss und wird Ihnen jeder Mensch bestätigen, der mehr als einen Hund kennt.
Mit einfachen Worten ausgedrückt: Es gibt bei Hunden weder ein kontinental, noch ein national typisches Sozialverhalten und jede Diskussion mit Personen oder Tierschutzorganisationen, die gegenteiliges behaupten, ist pure Zeitverschwendung. Entweder es handelt sich um bloße Behauptungen, die jeder Grundlage entbehren, oder um die Annahme, einige Einzelerfahrungen wären allgemeingültig und ließen Rückschlüsse auf die Gesamtheit zu. Beides ist gleichermaßen disqualifizierend.
Verhaltensgrundlagen
Gutes Verhalten/Sozialverhalten oder schlechtes Verhalten/Sozialverhalten gibt es in dem Sinne nicht. Es gibt nur „Verhalten/Sozialverhalten". Für die Auseinandersetzung mit dem Sozialverhalten und allen anderen Verhaltensweisen eines Hundes sollten Sie sich sehr viel Zeit nehmen. Insbesondere für die Auseinandersetzung mit den Faktoren, die das Verhaltensspektrum bestimmen bzw. beeinflussen. In jedem Fall aber dann, wenn Sie beabsichtigen, einen Ihnen unbekannten Hund aus XY zu adoptieren. Hier gibt es tatsächlich regional typische Unterschiede, die sich allerdings nicht in einem bestimmten Wesensmerkmal der Hunde widerspiegeln, als vielmehr in der durchschnittlichen Häufigkeit bestimmter Wesensmerkmale bei bestimmten Hundetypen/Rassen.
Faktoren
Ein wesentlicher Faktor für das Sozialverhalten und sehr viele andere Verhaltensmuster eines Hundes, sind die individuelle Disposition der Mutterhündin und ihre Lebensumstände während der Trächtigkeit. Die Gehirne der Föten werden durch die Mutterhündin ständig, unter anderem mit Hormonen versorgt. Das Verhältnis der Hormone nimmt maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des Gehirns und somit auf die gesamte Disposition des Hundes. Es ist also von maßgeblicher Bedeutung, unter welchen Umständen die Mutterhündin lebt und welche individuelle Disposition zugrunde liegt.
Lebt die Mutterhündin während ihre Trächtigkeit in einer, für Osteuropa typischen Vermehrungsanlage, ohne nennenswerte Sozialkontakte und leidet möglicherweise selbst schon an einem Deprivationssyndrom, so sind schwerwiegende Entwicklungsstörungen und Defizite als sicher anzunehmen.
Lebt die Mutterhündin während der Trächtigkeit in einer Tötungsstation oder einem überfüllten Tierheim unter ständigem Stress, so ist auch das Stresszentrum des Gehirns des Fötus, einem ständigen Hormoneinfluss ausgesetzt, der wiederum maßgeblich für die Stressanfälligkeit des Hundes sein wird.
In gleicher Weise nehmen auch Auslöser für positiven Stress, wie Jagdaktivität, Sozialverhalten in der Gruppe/Rudel, positiver Menschenkontakt etc. maßgeblichen Einfluss auf die prägeburtliche Entwicklung des Hundes.
Die Disposition der Mutterhündin hat demnach schon vor der Geburt eines Hundes, erheblichen und mitbestimmenden Einfluss darauf, welchen Einfluss Lebensumstände und Erlebnisse in der Prägephase (4. bis 8. Lebenswoche) und der weiteren Entwicklung haben, wobei die Prägephase bestimmend ist und die Prägung nicht umkehrbar ist. In der Humanmedizin, richtiger ausgedrückt, in der Neuropsychologie / Neurobiologie haben repräsentative Studien den Einfluss sozialer Dispositionen und geistiger, wie auch körperlicher Aktivität werdender Mütter auf den Fötus längst nachgewiesen. Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft studierten, in technisch-wissenschaftlichen Bereichen berufstätig waren oder Führungspositionen in der Wirtschaft innehatten, sind im Durchschnitt lernfähiger, selbstbewusster und ausgeglichener als andere Kinder. Kinder deren Mütter während der Schwangerschaft in sozial und/oder wirtschaftlich angespannten Verhältnissen lebten, leiden überdurchschnittlich häufig an Hyperaktivität, neigen häufiger zu Gewalt, sind häufiger unkonzentriert und neigen eher zu psychischen Erkrankungen, unsw. Zwischen Menschen (Hominiden) und Hunden (Caniden) besteht in der grundsätzlichen Struktur neurobiologischer Vorgänge kein wesentlicher Unterschied. Bei beiden Arten haben psychologische/neuropsychologische und somit neurobiologische Dispositionen der Mütter, maßgeblichen Einfluss auf die neurobilogische Entwicklung des Fötus und sind entscheidend für die Neuroanatomie des Gehirns.
Die Prägephase ( 4. bis 8. Lebenswoche) ist die wichtigste Phase in der Entwicklung des Hundes. Unter dem Einfluss der prägeburtlichen Umstände werden durch Reize /Umweltreize oder deren Entbehrung, alle, das weitere Leben bestimmende Grundlagen für Verhaltensweisen, psychischen und psychosomatischen Dispositionen festgelegt und etabliert. Diese reichen, angefangen bei Deprivationssyndromen, über Lernverhalten/Lernfähigkeit bis hin zur Wahrnehmungsfähigkeit und der Intensität und Art der Verarbeitung von Wahrnehmungen. Primär handelt es sich dabei um unumkehrbare, neurobiologische Prozesse, auf die in der späteren Entwicklung des Hundes kein sekundärer Einfluss genommen werden kann.
Die Sozialisierungsphase ( 8. bis 12. Lebenswoche ) ist die nächste Enwicklungsphase von entscheidender Bedeutung. In dieser Phase wird, in Abhängigkeit prägeburtlicher Voraussetzungen sowie Entwicklungsstandards und/oder Entwicklungsdefizite aus der Prägephase, das innerartliche und außerartliche Sozialverhalten entwickelt und etabliert. Das in dieser Phase etablierte Sozialverhalten ist ebenfalls nicht umkehrbar, allerdings ist, in Abhängigkeit früherer Prägungen, ein sekundärer Einfluss bedingt möglich.
Verhaltensweisen und ihre Ursachen
Hält man sich oben beschriebene Grundsätze der Verhaltensentwicklung vor Augen, wird zwangsläufig deutlich, dass es höchst unterschiedliche, individuelle Verhaltensentwicklungen gibt, die ebenso zwangsläufig zu ebenso unterschiedlichen Verhaltensgrundlagen und Verhaltensparametern führen.
„Hunde aus Spanien sind besonders sozialverträglich und menschenbezogen". Die erste Frage zu dieser völlig unsinnigen und unhaltbaren Behauptung muss wohl lauten: Ja,welche denn?
Vielleicht Greyhounds, Galgos oder Katalanische Schäferhunde? Neben anderen, heute noch in Spanien vorwiegend rassegerecht geführten Hunde(rassen) trifft die Aussage zur Sozialverträglichkeit in einer Vielzahl von Individualfällen sogar zu.
In vielen Regionen Spaniens werden die Jagdhunderassen Galgo und Greyhound auch jagdlich geführt. Meist bei der Hetzjagd, für die selbstverständlich „Meuten", keine Rudel gebraucht werden. Einzelhaltung ist ein Fremdwort bei den Jägern und gezüchtet wird schon deshalb selbst, weil „der Hund" so gut wie nichts kosten darf. In der Konsequenz wachsen Galgos und Greyhound unter nahezu idealen Bedingungen auf. Die Mutterhündin lebt während der Trächtigkeit in einem intakten und stabilen Sozialverband. Sie selbst ist allgemein nur positivem Stress (Jagd) ausgesetzt und entsprechend ausgeglichen. Ideale Voraussetzungen für die prägeburtliche Entwicklung also.
Entwicklungsschäden die durch eine verfrühte Wurfentnahme verursacht würden, entfallen gänzlich. Insgesamt bietet die übliche Haltungsform Idealbedingungen in der Prägephase und der anschließenden Sozialisierungsphase. Die Mutterhündin ist ausgeglichen, der Wurf bleibt weit über das Mindestmaß von 8 Wochen hinaus, zusammen, häufig besteht direkter Kontakt zu einem zweiten Wurf, der komplette Sozialverband (vorhandene Hunde) beteiligt sich primär und sekundär an der Prägung und Sozialisierung der Welpen und der Sozialkontakt zum Menschen ist ebenfalls gegeben. Einziges, die Entwicklung beeinflussendes Manko „dieser Haltungsform" ist die Nichtgewöhnung an haltungsfremde Reize. Für die Großstadt und Einzelhaltung sind diese Hunde nichts. Bedingungslos sozialverträglich sind sie aber trotzdem nicht. Die ausschließliche Kommunikation innerhalb der Rasse führt aufgrund der rassespezifischen Anatomie in einigen Fällen zu ernsthaften Kommunikationsproblemen mit anderen Hunden, die die ewig eingezogene Rute der Galgos als Angst interpretieren können. In dieser Hinsicht haben Galgos, die im Tierheim aufwachsen, sogar einen Vorteil. Sie und die anderen Hunde lernen die Körpersprache des jeweils anderen besser. Dieser Vorteil wird aber durch den negativen Stress im Tierheim gleich wieder zunichte gemacht.
Unter den, in diesem Beispiel beschriebenen Umständen, ist tatsächlich von einer hohen Sozialverträglichkeit auszugehen. Dies gilt aber nicht nur für Galgos oder Greyhounds, nicht für eine bestimmte Region, nicht für Spanien und auch nicht für Süd- oder Osteuropa. Es gilt ausschließlich für Hunde, die unter artangemessenen Umständen geboren werden und aufwachsen und in diesem Zusammenhang auch nur für die grundlegende Sozialverträglichkeit.
Ein gegenteiliges Beispiel für die Bedeutung der Entwicklungsparameter sind die „Kampfhunde von Malta".
Eine Grundlage, wenn auch keine von ausschlaggebender Relevanz, ist die rassespezifisch, vorwiegend anatomisch bedingte, Einschränkung der Kommunikationsfähigkeit. Legt man die Kommunikationsfähigkeit von Wölfen, also die Summe aller Kommunikationsmittel- akustische Signale, Mimik, Körperhaltung, Gestik und olfaktorische ((„siehe auch: Riechen und gerochen werden" von Dr. Enikö Kubinyi in „Der Hund / Ausgabe 11/ 08)"- mit 100% zugrunde, so muss man bei einem Pitbull von einer Kommunikationsfähigkeit von maximal 30% ausgehen (zum Vergleich: Alaskan Malamute ca. 75%; DSH ca. 65 bis 68% und Bullterrier 25% - Angaben laut Dr. Dorit UrD Feddesen-Petersen ).
Auf Malta werden die Pitbulls in Verließen der historischen Stadtmauern oder in Höhlen und Verschlägen an abgelegenen Orten gehalten (siehe auch Bericht des WDR) und dort auf die illegalen Hundekämpfe vorbereitet.
Bei diesen Hunden gibt es gleich eine ganze Reihe von negativ gravierenden Einflüssen, von denen jeder einzelne für sich allein geeignet ist, das ganze Hundeleben bestimmende Verhaltensparameter zu bestimmen. Beginnen wir mit der prägeburtlichen Phase. Die Hündinnen sind kaum zu innerartlicher Kommunikation fähig, selbst wenn man die anatomische Einschränkung außer Acht lässt. Allein die Isolationshaltung, die für Hunde völlig unnatürlich ist, führt zu erheblichen Emotions- und Verhaltensirritationen. Dazu kommt ein ständig dramatisch hoher Level von Stresshormonen. Die Gehirne der Föten bekommen, plastisch ausgedrückt, eine Dauerspühlung mit aggressionsfördernden und Stress auslösenden Stoffen. Das Resultat sind neurologische, hirnanatomische Unterschiede zu Hunden gleicher Rasse, aus normaler, guter Zucht.
In der Prägephase entwickeln sich, nicht zuletzt auf den prägeburtlichen Einflüssen basierende, schwerwiegende Deprivationssyndrome,( siehe auch: Die Folgen schlechter Prägung / „Der Hund" Ausgabe 12/08) die in ihrer Funktion als Multiplikator für zielgerichtete und einseitige Prägung wirken- als tierpsychologischer Brandbeschleuniger.
In der Sozialisierungsphase und auch schon früher, werden die Hunde darauf geprägt, alle akustischen und optischen Signale anderer Hunde zu ignorieren bzw. selbst nichts zu signalisieren.
Die Welpen werden zu mehreren in einen Sack gesteckt, auf den man dann eintritt oder mit Knüppeln einschlägt. Welpenspiel wird beeinflusst, in dem man die Welpen immer wieder gegeneinderschlägt.
Nach wenigen Wochen sind die Hunde zu keinem angemessenen Sozialverhalten und zu keiner innerartlichen Kommunikation mehr fähig.
Dieses Beispiel gilt nicht nur für Malta, nicht für Italien, nicht für Südeuropa und erst recht nicht nur für Pitbulls. Es gilt für die Haltung der Tiere und somit für jeden Ort, an dem so mit Hunden verfahren wird.
Das diese missbrauchten und gequälten Pitbulls auf Malta zu den „ach so sozialen Südländern" gehören, wagt wohl kaum jemand ernsthaft zu unterstellen. Hält sich der Mythos vom „sozialen Südländer" dann nur deshalb, weil sich „Tierschützer" nur der „sozialen Südländer" annehmen? Wie sozial wäre denn dann der Tierschutz?
Obige Beispiele sollen verdeutlichen, dass es unmöglich ist, einer bestimmten Rasse, einem bestimmten Hundetyp oder einer Region, ein bestimmtes Verhaltensspektrum oder ein bestimmtes Sozialverhalten der jeweiligen Population zuzuschreiben.
Bis jetzt wurden nur die, für die Entwicklung primären Grundlagen, anhand von Beispielen dargestellt- und das nicht sehr ausführlich.
Die tatsächlichen, örtlichen Rahmenbedingungen bieten eine nahezu unendliche Vielzahl von sekundären Einflüssen auf die einzelnen Individuen, die, jedes für sich, zum Gesamtbild einer örtlichen Population und somit zu einer vorherrschenden, nicht generell anzunehmenden, Verhaltensstruktur beitragen.
Sekundäre Einflüsse auf das Verhalten von Hunden und Hundepopulationen sind beispielsweise:
Nahrungsangebot (nimmt auch Einfluss auf die Größe einer Population): Davon Fütterung durch den Menschen (soziale Kontakte), Abfälle, Jagdbeute (davon anteilig Kleintiere, anteilig Wild)
Unterschlupfmöglichkeiten (Art des Unterschlupfs nimmt Einfluss auf das Sicherheitsgefühl bzw. das Gefahrenpotenzial für das Individuums) wie Wälder, Berge, ländliche Gebiete, Städte,..
Anteil von spezialisierten Rassehunden/Hundetypen wie Herdenschutzhunde, Jagdhunde, Schutzhunde, Schlittenhunde, normale Begleit und Gebrauchshunde u.ä.
Anteil von Hybriden und Hybridennachfahren
Anteil von sozialen und psychologischen Dispositionen (z.B. ausgesetzte Hunde aus Zuchtfabriken (Deprivationssyndrome ( siehe auch: Die Folgen schlechter Prägung / „Der Hund" Ausgabe 12/08) unterschiedlicher Art und Ausprägung, ausgesetzte oder entlaufene Kettenhunde, ausgesetzte oder entlaufene Hunde aus „verhältnismäßig" guter Haltung, frei geborene (verwilderte) Hunde der ersten, zweiten, dritten Generation- jeweils in %
Anteil von Misshandlungen durch die Bevölkerung und Art der Misshandlung in %
Frequenz und Umfang von Tötungsaktionen
Selbstverständlich wirkt sich auch der Aufenthalt in Tierheimen auf das Verhalten einzelner Hunde aus. Ausschlaggebend dabei ist:
soziale und psychologische Disposition vor der Verbringung in ein Tierheime
das Alter des Tieres
körperliche Disposition (hat Einfluss auf die Durchsetzungsfähigkeit und den sozialen Status des Tieres
Populationsdichte
Anteile von kastrierten und nicht kastrierten Hündinnen und Rüden in % und jeweiliger sozialer, psychologischer und körperlicher Dispositionen
Architektur der Anlage
Art und Intensität von Sozialkontakten zu anderen Hunden und Menschen
Dauer des Aufenthaltes und
die Populationsstruktur und die Lebensbedingungen vor der Verbringung in das Tierheim (siehe obige Aufzählung)
Die hier dargestellten Faktoren sind, in Abhängigkeit der individuellen Prägung, ausschlaggebend für das sekundäre Verhalten der Tiere. Sekundär in der Hinsicht, dass es sich nur um das offen wahrnehmbare Verhalten in der jeweils aktuellen Situation handelt. Das Hundeverhalten auf der Straße lässt nur sehr beschränkte Rückschlüsse auf das Verhalten in „diesem Tierheim in dieser Konstellation von Individuen" zu. Aus dem Hundeverhalten in einem Tierheim, auch nur annähernd verlässliche Rückschlüsse auf das Verhalten eines Hundes in einem möglichen neuen Zuhause in Deutschland zu ziehen, ist nicht nur unseriös und unqualifiziert, es ist unmöglich.
Es ist zwar grundsätzlich möglich, auf Individualerfahrungen basierende Verhaltensweisen dadurch zu relativieren oder zu umgehen, indem man versucht, mit dem Hund alternative Verhaltensweisen zu entwickeln, ob das aber für den Hund sinnvoll ist, kann nur im Einzelfall beurteilt werden. Auf Prägung basierendes Verhalten ist aber nur in minimalem Ausmaß beeinflussbar. Die Prägung selbst bleibt zeitlebens unumkehrbar. In den meisten Fällen kann eine gewisse Lebensqualität für den Hund nur dadurch erreicht werden, wenn man das Umfeld, die eigenen Lebensgewohnheiten, unter Umständen sogar die eigene Körpersprache und Stimmlage, den Bedürfnissen des Hundes anpasst.
Durch im Ausland engagierte Tierschutzvereine werden immer wieder Hunde mit Deprivationssyndromen und anderen, für hiesige Lebensbedingungen, untragbaren Prägungen importiert. In „leichten" Fällen wird, aus Unkenntnis, Alternativverhalten erzwungen oder die Probleme des Hundes werden überhaupt nicht wahrgenommen, weil sich der Hund, nach Ansicht seiner Halter, weitgehend normal verhält. Viele dieser Hunde werden aber nach relativ kurzer Zeit in Tierheimen abgegeben, die sie nie wieder verlassen, weil sie als verhaltensgestört gelten. Andere werden eingeschläfert oder entlaufen, streunen in Deutschland, bis sie verhungern oder überfahren werden. Die Rettung aus XY wird zum lebenslangen Horror für die Tiere.
Die Zahl der importierten Hunde, die aufgrund ihrer Disposition in Deutschland nicht ohne permanenten Stress und/oder Angstzustände leben können, liegt wahrscheinlich zwischen 12.000 und 15.000 pro Jahr (persönliche Schätzung des Autors)
Weitere Artikel zum Auslandstierschutz
Auslandstierschutz - Sinn und Unsinn von Tierimporten
Streunerpopulationen und ihre Problematik
Todeslager Tierheim 1.Teil
Todeslager Tierheim 2.Teil
Todeslager Tierheim 3.Teil
Ich rate aber jedem, der sich damit beschäftigt, einen Hund aus dem Ausland aufzunehmen, sich mit der Thematik dringend auseinandezusetzen. Wie oft verliebt sich jemand in einen Hund, der von einer Tierschutzorganisation im Internet angeboten wird und - es wird ein Hund adoptiert - den man nicht einmal kennt. Oft stimmen - leider - die Beschreibungen nicht und es kommt auch häufig vor, daß die Tiere nicht gesund sind. Ein Mittelmeercheck ist das mindeste und eine schriftliche Bestätigung, daß die Testergebnisse auch von dem Tier stammen, das da auf die große Reise geschickt wird.
Quelle:
Tierschutz Schattenseiten
Aktenzeichen Tierschutz
Autor: Uwe Peter Willemsen
"Zwischen Wolf und Schmusehund"
Sagen und Halbwahrheiten vom dankbaren und sozialen „Ausländer"
Die Aussage, Hunde aus „dem Süden" seien besonders sozial, menschenbezogen, treu, dankbar unsw. haben sie bestimmt schon häufig gehört oder auf Homepages von Vereinen gelesen, die sich in der Region XY engagieren.
Gleiches wird auch den Hunden aus „dem Osten" nachgesagt. Hier aber wiederum von den Tierschutzvereinen, die in den Ländern Osteuropas engagiert sind.
Das Importgeschäft mit den ach so sozialen und bedauernswerten Hunden aus Ost- und Südeuropa boomt. Insbesondere deshalb, weil der universelle Vertriebsname „Tierschutz" einen grundsätzlich karitativen Charakter suggeriert und karitatives Engagement meist nur sehr zurückhaltend hinterfragt wird. So verwundert es auch nicht, dass nahezu alle öffentlich bekannten Aussagen zu dem Wesen der Hunde aus Ost und Süd, wie im Chor das besonders gute Sozialverhalten und die schier unendliche Dankbarkeit dieser Hunde lobpreisen. Den sprichwörtlichen Vogel schießen aber wohl die Tierschutzorganisationen ab, die auf ihren Internetseiten ernsthaft behaupten, Hunde aus deutschen, österreichischen, schweizerischen oder niederländischen Tierheimen seien häufig unsozial, verhaltensauffällig und es ginge ihnen doch viel besser als ihren Artgenossen in XY.
Hier liegt der Widerspruch in sich selbst. Wenn es den Hunden hier besser ginge, wären sie nicht unsozial oder verhaltensauffällig. Es sei denn, es gäbe neben dem typischen Osteuropäer und Südeuropäer, auch den typischen Westeuropäer. Das dies nicht der Fall ist, muss und wird Ihnen jeder Mensch bestätigen, der mehr als einen Hund kennt.
Mit einfachen Worten ausgedrückt: Es gibt bei Hunden weder ein kontinental, noch ein national typisches Sozialverhalten und jede Diskussion mit Personen oder Tierschutzorganisationen, die gegenteiliges behaupten, ist pure Zeitverschwendung. Entweder es handelt sich um bloße Behauptungen, die jeder Grundlage entbehren, oder um die Annahme, einige Einzelerfahrungen wären allgemeingültig und ließen Rückschlüsse auf die Gesamtheit zu. Beides ist gleichermaßen disqualifizierend.
Verhaltensgrundlagen
Gutes Verhalten/Sozialverhalten oder schlechtes Verhalten/Sozialverhalten gibt es in dem Sinne nicht. Es gibt nur „Verhalten/Sozialverhalten". Für die Auseinandersetzung mit dem Sozialverhalten und allen anderen Verhaltensweisen eines Hundes sollten Sie sich sehr viel Zeit nehmen. Insbesondere für die Auseinandersetzung mit den Faktoren, die das Verhaltensspektrum bestimmen bzw. beeinflussen. In jedem Fall aber dann, wenn Sie beabsichtigen, einen Ihnen unbekannten Hund aus XY zu adoptieren. Hier gibt es tatsächlich regional typische Unterschiede, die sich allerdings nicht in einem bestimmten Wesensmerkmal der Hunde widerspiegeln, als vielmehr in der durchschnittlichen Häufigkeit bestimmter Wesensmerkmale bei bestimmten Hundetypen/Rassen.
Faktoren
Ein wesentlicher Faktor für das Sozialverhalten und sehr viele andere Verhaltensmuster eines Hundes, sind die individuelle Disposition der Mutterhündin und ihre Lebensumstände während der Trächtigkeit. Die Gehirne der Föten werden durch die Mutterhündin ständig, unter anderem mit Hormonen versorgt. Das Verhältnis der Hormone nimmt maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des Gehirns und somit auf die gesamte Disposition des Hundes. Es ist also von maßgeblicher Bedeutung, unter welchen Umständen die Mutterhündin lebt und welche individuelle Disposition zugrunde liegt.
Lebt die Mutterhündin während ihre Trächtigkeit in einer, für Osteuropa typischen Vermehrungsanlage, ohne nennenswerte Sozialkontakte und leidet möglicherweise selbst schon an einem Deprivationssyndrom, so sind schwerwiegende Entwicklungsstörungen und Defizite als sicher anzunehmen.
Lebt die Mutterhündin während der Trächtigkeit in einer Tötungsstation oder einem überfüllten Tierheim unter ständigem Stress, so ist auch das Stresszentrum des Gehirns des Fötus, einem ständigen Hormoneinfluss ausgesetzt, der wiederum maßgeblich für die Stressanfälligkeit des Hundes sein wird.
In gleicher Weise nehmen auch Auslöser für positiven Stress, wie Jagdaktivität, Sozialverhalten in der Gruppe/Rudel, positiver Menschenkontakt etc. maßgeblichen Einfluss auf die prägeburtliche Entwicklung des Hundes.
Die Disposition der Mutterhündin hat demnach schon vor der Geburt eines Hundes, erheblichen und mitbestimmenden Einfluss darauf, welchen Einfluss Lebensumstände und Erlebnisse in der Prägephase (4. bis 8. Lebenswoche) und der weiteren Entwicklung haben, wobei die Prägephase bestimmend ist und die Prägung nicht umkehrbar ist. In der Humanmedizin, richtiger ausgedrückt, in der Neuropsychologie / Neurobiologie haben repräsentative Studien den Einfluss sozialer Dispositionen und geistiger, wie auch körperlicher Aktivität werdender Mütter auf den Fötus längst nachgewiesen. Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft studierten, in technisch-wissenschaftlichen Bereichen berufstätig waren oder Führungspositionen in der Wirtschaft innehatten, sind im Durchschnitt lernfähiger, selbstbewusster und ausgeglichener als andere Kinder. Kinder deren Mütter während der Schwangerschaft in sozial und/oder wirtschaftlich angespannten Verhältnissen lebten, leiden überdurchschnittlich häufig an Hyperaktivität, neigen häufiger zu Gewalt, sind häufiger unkonzentriert und neigen eher zu psychischen Erkrankungen, unsw. Zwischen Menschen (Hominiden) und Hunden (Caniden) besteht in der grundsätzlichen Struktur neurobiologischer Vorgänge kein wesentlicher Unterschied. Bei beiden Arten haben psychologische/neuropsychologische und somit neurobiologische Dispositionen der Mütter, maßgeblichen Einfluss auf die neurobilogische Entwicklung des Fötus und sind entscheidend für die Neuroanatomie des Gehirns.
Die Prägephase ( 4. bis 8. Lebenswoche) ist die wichtigste Phase in der Entwicklung des Hundes. Unter dem Einfluss der prägeburtlichen Umstände werden durch Reize /Umweltreize oder deren Entbehrung, alle, das weitere Leben bestimmende Grundlagen für Verhaltensweisen, psychischen und psychosomatischen Dispositionen festgelegt und etabliert. Diese reichen, angefangen bei Deprivationssyndromen, über Lernverhalten/Lernfähigkeit bis hin zur Wahrnehmungsfähigkeit und der Intensität und Art der Verarbeitung von Wahrnehmungen. Primär handelt es sich dabei um unumkehrbare, neurobiologische Prozesse, auf die in der späteren Entwicklung des Hundes kein sekundärer Einfluss genommen werden kann.
Die Sozialisierungsphase ( 8. bis 12. Lebenswoche ) ist die nächste Enwicklungsphase von entscheidender Bedeutung. In dieser Phase wird, in Abhängigkeit prägeburtlicher Voraussetzungen sowie Entwicklungsstandards und/oder Entwicklungsdefizite aus der Prägephase, das innerartliche und außerartliche Sozialverhalten entwickelt und etabliert. Das in dieser Phase etablierte Sozialverhalten ist ebenfalls nicht umkehrbar, allerdings ist, in Abhängigkeit früherer Prägungen, ein sekundärer Einfluss bedingt möglich.
Verhaltensweisen und ihre Ursachen
Hält man sich oben beschriebene Grundsätze der Verhaltensentwicklung vor Augen, wird zwangsläufig deutlich, dass es höchst unterschiedliche, individuelle Verhaltensentwicklungen gibt, die ebenso zwangsläufig zu ebenso unterschiedlichen Verhaltensgrundlagen und Verhaltensparametern führen.
„Hunde aus Spanien sind besonders sozialverträglich und menschenbezogen". Die erste Frage zu dieser völlig unsinnigen und unhaltbaren Behauptung muss wohl lauten: Ja,welche denn?
Vielleicht Greyhounds, Galgos oder Katalanische Schäferhunde? Neben anderen, heute noch in Spanien vorwiegend rassegerecht geführten Hunde(rassen) trifft die Aussage zur Sozialverträglichkeit in einer Vielzahl von Individualfällen sogar zu.
In vielen Regionen Spaniens werden die Jagdhunderassen Galgo und Greyhound auch jagdlich geführt. Meist bei der Hetzjagd, für die selbstverständlich „Meuten", keine Rudel gebraucht werden. Einzelhaltung ist ein Fremdwort bei den Jägern und gezüchtet wird schon deshalb selbst, weil „der Hund" so gut wie nichts kosten darf. In der Konsequenz wachsen Galgos und Greyhound unter nahezu idealen Bedingungen auf. Die Mutterhündin lebt während der Trächtigkeit in einem intakten und stabilen Sozialverband. Sie selbst ist allgemein nur positivem Stress (Jagd) ausgesetzt und entsprechend ausgeglichen. Ideale Voraussetzungen für die prägeburtliche Entwicklung also.
Entwicklungsschäden die durch eine verfrühte Wurfentnahme verursacht würden, entfallen gänzlich. Insgesamt bietet die übliche Haltungsform Idealbedingungen in der Prägephase und der anschließenden Sozialisierungsphase. Die Mutterhündin ist ausgeglichen, der Wurf bleibt weit über das Mindestmaß von 8 Wochen hinaus, zusammen, häufig besteht direkter Kontakt zu einem zweiten Wurf, der komplette Sozialverband (vorhandene Hunde) beteiligt sich primär und sekundär an der Prägung und Sozialisierung der Welpen und der Sozialkontakt zum Menschen ist ebenfalls gegeben. Einziges, die Entwicklung beeinflussendes Manko „dieser Haltungsform" ist die Nichtgewöhnung an haltungsfremde Reize. Für die Großstadt und Einzelhaltung sind diese Hunde nichts. Bedingungslos sozialverträglich sind sie aber trotzdem nicht. Die ausschließliche Kommunikation innerhalb der Rasse führt aufgrund der rassespezifischen Anatomie in einigen Fällen zu ernsthaften Kommunikationsproblemen mit anderen Hunden, die die ewig eingezogene Rute der Galgos als Angst interpretieren können. In dieser Hinsicht haben Galgos, die im Tierheim aufwachsen, sogar einen Vorteil. Sie und die anderen Hunde lernen die Körpersprache des jeweils anderen besser. Dieser Vorteil wird aber durch den negativen Stress im Tierheim gleich wieder zunichte gemacht.
Unter den, in diesem Beispiel beschriebenen Umständen, ist tatsächlich von einer hohen Sozialverträglichkeit auszugehen. Dies gilt aber nicht nur für Galgos oder Greyhounds, nicht für eine bestimmte Region, nicht für Spanien und auch nicht für Süd- oder Osteuropa. Es gilt ausschließlich für Hunde, die unter artangemessenen Umständen geboren werden und aufwachsen und in diesem Zusammenhang auch nur für die grundlegende Sozialverträglichkeit.
Ein gegenteiliges Beispiel für die Bedeutung der Entwicklungsparameter sind die „Kampfhunde von Malta".
Eine Grundlage, wenn auch keine von ausschlaggebender Relevanz, ist die rassespezifisch, vorwiegend anatomisch bedingte, Einschränkung der Kommunikationsfähigkeit. Legt man die Kommunikationsfähigkeit von Wölfen, also die Summe aller Kommunikationsmittel- akustische Signale, Mimik, Körperhaltung, Gestik und olfaktorische ((„siehe auch: Riechen und gerochen werden" von Dr. Enikö Kubinyi in „Der Hund / Ausgabe 11/ 08)"- mit 100% zugrunde, so muss man bei einem Pitbull von einer Kommunikationsfähigkeit von maximal 30% ausgehen (zum Vergleich: Alaskan Malamute ca. 75%; DSH ca. 65 bis 68% und Bullterrier 25% - Angaben laut Dr. Dorit UrD Feddesen-Petersen ).
Auf Malta werden die Pitbulls in Verließen der historischen Stadtmauern oder in Höhlen und Verschlägen an abgelegenen Orten gehalten (siehe auch Bericht des WDR) und dort auf die illegalen Hundekämpfe vorbereitet.
Bei diesen Hunden gibt es gleich eine ganze Reihe von negativ gravierenden Einflüssen, von denen jeder einzelne für sich allein geeignet ist, das ganze Hundeleben bestimmende Verhaltensparameter zu bestimmen. Beginnen wir mit der prägeburtlichen Phase. Die Hündinnen sind kaum zu innerartlicher Kommunikation fähig, selbst wenn man die anatomische Einschränkung außer Acht lässt. Allein die Isolationshaltung, die für Hunde völlig unnatürlich ist, führt zu erheblichen Emotions- und Verhaltensirritationen. Dazu kommt ein ständig dramatisch hoher Level von Stresshormonen. Die Gehirne der Föten bekommen, plastisch ausgedrückt, eine Dauerspühlung mit aggressionsfördernden und Stress auslösenden Stoffen. Das Resultat sind neurologische, hirnanatomische Unterschiede zu Hunden gleicher Rasse, aus normaler, guter Zucht.
In der Prägephase entwickeln sich, nicht zuletzt auf den prägeburtlichen Einflüssen basierende, schwerwiegende Deprivationssyndrome,( siehe auch: Die Folgen schlechter Prägung / „Der Hund" Ausgabe 12/08) die in ihrer Funktion als Multiplikator für zielgerichtete und einseitige Prägung wirken- als tierpsychologischer Brandbeschleuniger.
In der Sozialisierungsphase und auch schon früher, werden die Hunde darauf geprägt, alle akustischen und optischen Signale anderer Hunde zu ignorieren bzw. selbst nichts zu signalisieren.
Die Welpen werden zu mehreren in einen Sack gesteckt, auf den man dann eintritt oder mit Knüppeln einschlägt. Welpenspiel wird beeinflusst, in dem man die Welpen immer wieder gegeneinderschlägt.
Nach wenigen Wochen sind die Hunde zu keinem angemessenen Sozialverhalten und zu keiner innerartlichen Kommunikation mehr fähig.
Dieses Beispiel gilt nicht nur für Malta, nicht für Italien, nicht für Südeuropa und erst recht nicht nur für Pitbulls. Es gilt für die Haltung der Tiere und somit für jeden Ort, an dem so mit Hunden verfahren wird.
Das diese missbrauchten und gequälten Pitbulls auf Malta zu den „ach so sozialen Südländern" gehören, wagt wohl kaum jemand ernsthaft zu unterstellen. Hält sich der Mythos vom „sozialen Südländer" dann nur deshalb, weil sich „Tierschützer" nur der „sozialen Südländer" annehmen? Wie sozial wäre denn dann der Tierschutz?
Obige Beispiele sollen verdeutlichen, dass es unmöglich ist, einer bestimmten Rasse, einem bestimmten Hundetyp oder einer Region, ein bestimmtes Verhaltensspektrum oder ein bestimmtes Sozialverhalten der jeweiligen Population zuzuschreiben.
Bis jetzt wurden nur die, für die Entwicklung primären Grundlagen, anhand von Beispielen dargestellt- und das nicht sehr ausführlich.
Die tatsächlichen, örtlichen Rahmenbedingungen bieten eine nahezu unendliche Vielzahl von sekundären Einflüssen auf die einzelnen Individuen, die, jedes für sich, zum Gesamtbild einer örtlichen Population und somit zu einer vorherrschenden, nicht generell anzunehmenden, Verhaltensstruktur beitragen.
Sekundäre Einflüsse auf das Verhalten von Hunden und Hundepopulationen sind beispielsweise:
Nahrungsangebot (nimmt auch Einfluss auf die Größe einer Population): Davon Fütterung durch den Menschen (soziale Kontakte), Abfälle, Jagdbeute (davon anteilig Kleintiere, anteilig Wild)
Unterschlupfmöglichkeiten (Art des Unterschlupfs nimmt Einfluss auf das Sicherheitsgefühl bzw. das Gefahrenpotenzial für das Individuums) wie Wälder, Berge, ländliche Gebiete, Städte,..
Anteil von spezialisierten Rassehunden/Hundetypen wie Herdenschutzhunde, Jagdhunde, Schutzhunde, Schlittenhunde, normale Begleit und Gebrauchshunde u.ä.
Anteil von Hybriden und Hybridennachfahren
Anteil von sozialen und psychologischen Dispositionen (z.B. ausgesetzte Hunde aus Zuchtfabriken (Deprivationssyndrome ( siehe auch: Die Folgen schlechter Prägung / „Der Hund" Ausgabe 12/08) unterschiedlicher Art und Ausprägung, ausgesetzte oder entlaufene Kettenhunde, ausgesetzte oder entlaufene Hunde aus „verhältnismäßig" guter Haltung, frei geborene (verwilderte) Hunde der ersten, zweiten, dritten Generation- jeweils in %
Anteil von Misshandlungen durch die Bevölkerung und Art der Misshandlung in %
Frequenz und Umfang von Tötungsaktionen
Selbstverständlich wirkt sich auch der Aufenthalt in Tierheimen auf das Verhalten einzelner Hunde aus. Ausschlaggebend dabei ist:
soziale und psychologische Disposition vor der Verbringung in ein Tierheime
das Alter des Tieres
körperliche Disposition (hat Einfluss auf die Durchsetzungsfähigkeit und den sozialen Status des Tieres
Populationsdichte
Anteile von kastrierten und nicht kastrierten Hündinnen und Rüden in % und jeweiliger sozialer, psychologischer und körperlicher Dispositionen
Architektur der Anlage
Art und Intensität von Sozialkontakten zu anderen Hunden und Menschen
Dauer des Aufenthaltes und
die Populationsstruktur und die Lebensbedingungen vor der Verbringung in das Tierheim (siehe obige Aufzählung)
Die hier dargestellten Faktoren sind, in Abhängigkeit der individuellen Prägung, ausschlaggebend für das sekundäre Verhalten der Tiere. Sekundär in der Hinsicht, dass es sich nur um das offen wahrnehmbare Verhalten in der jeweils aktuellen Situation handelt. Das Hundeverhalten auf der Straße lässt nur sehr beschränkte Rückschlüsse auf das Verhalten in „diesem Tierheim in dieser Konstellation von Individuen" zu. Aus dem Hundeverhalten in einem Tierheim, auch nur annähernd verlässliche Rückschlüsse auf das Verhalten eines Hundes in einem möglichen neuen Zuhause in Deutschland zu ziehen, ist nicht nur unseriös und unqualifiziert, es ist unmöglich.
Es ist zwar grundsätzlich möglich, auf Individualerfahrungen basierende Verhaltensweisen dadurch zu relativieren oder zu umgehen, indem man versucht, mit dem Hund alternative Verhaltensweisen zu entwickeln, ob das aber für den Hund sinnvoll ist, kann nur im Einzelfall beurteilt werden. Auf Prägung basierendes Verhalten ist aber nur in minimalem Ausmaß beeinflussbar. Die Prägung selbst bleibt zeitlebens unumkehrbar. In den meisten Fällen kann eine gewisse Lebensqualität für den Hund nur dadurch erreicht werden, wenn man das Umfeld, die eigenen Lebensgewohnheiten, unter Umständen sogar die eigene Körpersprache und Stimmlage, den Bedürfnissen des Hundes anpasst.
Durch im Ausland engagierte Tierschutzvereine werden immer wieder Hunde mit Deprivationssyndromen und anderen, für hiesige Lebensbedingungen, untragbaren Prägungen importiert. In „leichten" Fällen wird, aus Unkenntnis, Alternativverhalten erzwungen oder die Probleme des Hundes werden überhaupt nicht wahrgenommen, weil sich der Hund, nach Ansicht seiner Halter, weitgehend normal verhält. Viele dieser Hunde werden aber nach relativ kurzer Zeit in Tierheimen abgegeben, die sie nie wieder verlassen, weil sie als verhaltensgestört gelten. Andere werden eingeschläfert oder entlaufen, streunen in Deutschland, bis sie verhungern oder überfahren werden. Die Rettung aus XY wird zum lebenslangen Horror für die Tiere.
Die Zahl der importierten Hunde, die aufgrund ihrer Disposition in Deutschland nicht ohne permanenten Stress und/oder Angstzustände leben können, liegt wahrscheinlich zwischen 12.000 und 15.000 pro Jahr (persönliche Schätzung des Autors)
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