"Problemhund" - und Problemfamilie

PoisonIvy

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Erst einmal hallo an alle Mitglieder, die diesen Beitrag hier lesen.

Ich wende mich jetzt in aller Verzweiflung an euch, ich bitte euch, bitte möglichst lieb zu mir zu sein, ich möchte nämlich nur das Beste für "meinen" Hund.
Ich habe im Moment folgende Situation:
Ich wohne mit meiner Mutter und meinen zwei älteren Brüdern zusammen. Ich selbst bin gerade 18 geworden. Nur, damit ihr euch es in etwa vorstellen könnt. Wir haben einen 8 jährigen Schäferhund/Collie Mischling, um welchen es natürlich auch nun geht.
Zu meinem Hund selbst: Er ist zu Hause und innerhalb der Familie der liebste Hund der Welt. Er respektiert uns, vor allem mich, er liebt uns, ist loyal. Er ist wissensbegierig, er lernt sehr schnell neue Dinge, die man ihm beibringt. Er ist nie aggressiv uns gegenüber, wir dürfen auch an sein Futter, er knurrt nie, wenn wir ihm sein Spielzeug/Knochen wegnehmen. Ich wünschte, er wäre immer so. Denn das ist er leider einfach nicht. Wenn wir Besuch bekommen, bellt er dauerhaft extrem, er will den Besuch beißen, ist extrem aggressiv und beruhigt sich auch nicht mehr. Ich habe seit acht Jahren so gut wie keine Freundinnen mehr empfangen können, weil diese alle Angst vor ihm haben. Was auch verständlich ist, denn er hat bei Versöhnungsversuchen immer nach diesen geschnappt und schon oft auch getroffen. Er ist dann gar nicht mehr zu kontrollieren, vor allem von mir nicht, ich bin klein und sehr schwach. Wenn man ihn komplett los machen würde, will ich nicht wissen, wie schlimm das ausarten würde. Wenn er sich beruhigt hat, der Besuch einfach nur normal dort sitzt, dann ist es einigermaßen okay. Das dauert dann schon einmal gut 30 Minuten. Bewegt der Besuch sich aber, oder noch schlimmer, fängt er an zu reden oder zu lachen, dann geht das ganze von vorne los und dann fühlt mein Hund sich so provoziert, dass er am liebsten sofort zuschnappen würde.
Er ist auch bei Postboten so, er wollte schon einmal eine Postbotin angreifen, ich konnte ihn gerade noch so davon abhalten. Ich bin absolut überfordert mit seinem Verhalten.
Draußen verhält er sich noch schlimmer. Er wollte oftmals schon Fahrradfahrer angreifen, wenn man ihn nicht gehalten hätte, hätte er sie vom Fahrrad geworfen. Er zieht extrem, achtet nicht mehr auf einen, er macht was er will, er hört einfach absolut gar nicht mehr. Er hat extrem Angst vor allem, was laut ist. Autos, LKWs, Leute die laut reden. Er knurrt und bellt diese fremden Menschen auch dauerhaft an, wenn sie ihm zu nahe kommen würden, würde er schnappen, da bin ich mir sehr sicher.
Das erstmal zu seinem Verhalten, jetzt dazu, wie meine Familie mit ihm umgeht:
Ich bin wie gesagt, maßlos überfordert. Ich kann nicht mit ihm rausgehen, ihn nicht halten. Er respektiert mich nur in der Wohnung, draußen reagiert er gar nicht mehr auf mich. Er ist dann wie in seinem Wahn. Meine Familie ist auch überfordert, sie holen sich auch keinen Besuch mehr ins Haus.
Meine Mutter ist auch überfordert, sie ist genauso schwach und klein wie ich, dass sie nicht mit ihm rausgehen kann. Wir beide können nicht mal mehr mit ihm trainieren, weil er so stark zieht und es auf Fahrradfahrer abgesehen hat, dass es unverantwortlich wäre, wenn wir das riskieren.
Mein einer Bruder, wir nennen ihn mal M, interessiert sich nicht für unseren Hund. Macht nichts mit ihm, kümmert sich nicht um sein Futter oder sonst irgendwas. Er ignoriert ihn komplett.
Mein anderer Bruder, der jüngere von beiden, nennen wir ihn A, ist total vernarrt in unseren Hund. Er spielt mit ihm, kuschelt mit ihm. Das war's. Keiner von ihnen geht mit ihm raus. Mit der Begründung, er wäre unberechenbar und sie hätten einfach keine Lust auf ihn.
Ich sage seit Jahren, dass wir ihm NICHT gerecht werden und er es woanders besser hätte. Das sagen M und ich meiner Mutter seit so, so langer Zeit. Dass wir uns einfach nicht um dem Hund kümmern können. A setzt meine Mutter aber extrem unter Druck, er hat angeblich Depressionen, er will dann nicht mehr leben, wenn unser Hund weg ist. Ja, das ist mein voller Ernst. Er droht meiner Mutter, dass er sie hassen wird, wenn sie den Hund in bessere Hände gibt etc.
Meine Mutter knickt dann immer ein, lässt den Hund hier quasi weiter verwahrlosen. Wenn ich nicht mit ihm zu Hause zumindest üben würde, dann hätte er gar nichts. Niemand kümmert sich um ihn, er ist scheinbar einfach für sie ein lebendes Kuscheltier, was man betüddeln kann, aber sonst nichts mit ihm machen muss.
Falls ihr euch nun fragt, aber wie kommt der Hund dann an die frische Luft? Das macht ein guter Freund meiner Mutter, der absolut GAR KEINE Ahnung von Hundeerziehung hat. Er lässt den Hund ziehen, bellen, er macht nicht mal die Leine richtig an sein Halti, wechselt die Straßenseite wenn ein anderer Hund kommt, um Konfrontationen zu meiden. Wegen diesem Mann ist unser Hund draußen NOCH schlimmer geworden.
Wir haben im Moment das Glück, dass wir alleine in einem großen Haus leben. Das haben wir bald aber nicht mehr, wir müssen aus privaten Gründen umziehen, in ein Mehrfamilienhaus, wo wir sehr viele Nachbarn haben, die alle an unserer Wohnungstür vorbeigehen müssen, um nach draußen zu gelangen. Dann wohne nur noch ich und mein Bruder A zu bei unserer Mutter, mein anderer Bruder zieht weg.
Jetzt schon bellt mein Hund dauerhaft in der Wohnung, wenn er auch nur den kleinsten Mucks hört. Wie soll das in einem Mehrfamilienhaus werden? Wenn jemand mal nachts durch den Hausflur läuft, wird er alle anderen im Haus wachbellen. Wir werden extremen Stress bekommen, meiner Familie scheint das aber einfach egal zu sein.
Ich habe mit meiner Mutter vor einigen Tagen ernsthaft darüber geredet. Wir haben uns EIGENTLICH geeinigt, dass es besser für unseren Hund ist, ihn abzugeben. Sie war sich mit mir einig. Sie hatte über einen Hundetrainer nachgedacht, was ja erstmal kein schlechter Ansatz ist, aber was nicht so viel Sinn ergibt. Erstens haben wir nicht mehr genügend Geld dafür, zweitens meinte sie selbst dass sie keine Lust hat mit unserem Hund zu trainieren. Das hat sie gesagt. Sie hat keine Lust. Ich bin immer noch fassungslos.
Heute höre ich dann, dass sie doch auf einmal einen Hundetrainer holen will, weil mein Bruder sie wieder belabert hat! Sie versteht nicht, dass der Hundetrainer nicht nur den Hund trainiert, sondern auch den Menschen und BEIDE mitarbeiten müssen. Ich bin so unglaublich sauer. Auch mein Bruder A wird in einigen Monaten ausziehen, meine Mutter geht arbeiten, ich besuche die Abendschule. Das heißt, es wird alles an mir hängen bleiben, wenn wir nur noch zu zweit in der Wohnung leben. Ich werde mich um den Hund kümmern müssen, weil sie, wie sie selbst schon SEHR OFT gesagt hat, keine Lust hat, irgendwas mit dem Hund zu machen. Ich kann das einfach nicht mehr. Ich kann mich nicht um den Hund kümmern, vor allem nicht alleine.. er tut mir einfach so verdammt leid. Keine Sozialkontakte, kommt nur einmal am Tag raus.. das ist einfach Tierquälerei. Ich hab schon überlegt, ob ich das nicht irgendwo melden kann, damit ihr der Hund weggenommen wird. Aber oberflächlich hat er ja alles. Er kriegt genügend Futter und Wasser, es wird sich innerhalb der Wohnung um ihn gekümmert. Niemand schlägt oder misshandelt ihn. Zumindest nicht direkt.
Ich verstehe nicht, wie man wie A sagen kann, dass man den Hund liebt und ihn für sein Wohl bei sich behalten will, obwohl man dem Hund so viel Glück raubt.. ich verstehe es nicht.
Ich weiß nicht was ich mir von diesem Beitrag erhoffe. Vielleicht bin ich froh, das hier endlich mal loswerden zu können.
Meine Frage nun: Meint ihr, so ein Hundetrainer bringt eine dauerhafte Lösung, so dass ein 8 Jahre alter Hund wieder normal am Leben teilhaben kann?
Ich bin einfach ratlos und verzweifelt. Das Ganze macht mich richtig fertig.
Danke für jeden, der das hier bis zum Ende durchgelesen hat.
Liebe Grüße!
Ivy
 

Rolf

Mod-Admin
Teammitglied
Hallo Poisonlvy, gleich habe ich ein telefonisches Beratungsgespräch, aber ich möchte jetzt wenigstens schon mal antworten. Morgen schreibe ich dann mehr zu diesem Thema.

Grundsätzlich finde ich in dieser Situation einen Hundetrainer zu kontaktieren sehr sinnvoll, auch für einen achtjährigen Hund.

Gut, dass Du Dir das mal von der Seele geschrieben hast. Vielleicht fühlst Du Dich etwas besser, was ich Dir sehr wünsche. Morgen mehr von mir, aber vielleicht schreibt die Eine oder der Andere Fori auch schon etwas.
 

Rolf

Mod-Admin
Teammitglied
Für mich stellt sich Eure Situation mit Eurer Fellnase sehr verfahren dar. Die Brüder, die bereits ausgezogen sind, bzw. kurz vor dem Auszug stehen, sollten sich meiner Meinung nach mehr zurückhalten. Statt dessen sollte das Familienoberhaupt -Eure Mutter- eine Entscheidung treffen, wie es mit Eurer Fellnase weitergehen soll. Auf jeden Fall wäre es gut, kurzfristig einen Hundetrainer zu bemühen, unabhängig von der Entscheidung, wie es mit Eurem Hund weitergeht.
 

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