Wie erleichtere ich meiner Angsthündin das Leben?

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DieBesucherinvomLand

Guest
Hallo,

erstmal zu uns, wir sind zu fünft, d.h. mein Mann und meine drei Hündinnen.
Während meine zwei älteren Hündinnen (2,5 Jahre und 11 Jahre) recht sicher durchs Leben gehen, habe ich mit meiner nun einjährigen seit Junghundezeit massive Probleme.

Anfangs war sie ein ganz normaler Welpe, nicht scheu, nicht ängstlich, nicht geräuschempfindlich. Irgendwann muss jedoch etwas passiert sein. Ich weiß nicht was, eventuell bei meinem Mann oder als ich sie einmal einen Tag bei einer Bekannten hatte. Zuletzt bin ich leider lautstark mit einer Nachbarin zusammengeruckt, diese wurde mir ggü auch handgreiflich, sie war leider dabei, riss sich los und flüchtete. Die Thematik bestand aber schon vorher. Zu mir muss ich sagen, ich bin auch eher der unsichere/ängstliche Mensch (Übertragung????).

Nun zum Problem: Sie hat Angst vor:
- Menschen alle, besonders Kinder. Wir haben so kaum/ keinen Kontakt zu Kindern. Entweder es liegt am mangelndem Kontakt oder bei der Bekannten - hat 3 Kinder - ist etwas passiert.
- Geräuschen vor allem oder fast nur draussen (Autotür, Hupen, LKW, Mülltonne, Bremsen, Autoradio, Stöckelschuhe, Husten (nur Fremde), Knall, klappernde Geräusche) teils auch auf große Distanz
- Angst vor allem mit Rädern: Rollatoren, Rollstuhl, Buggy, Fahrrad. In Kombination mit Kindern wird es ganz schlimm.
- Teilweise Angst vor herumliegenden Gegenständen.
Sie reagiert mit Hektik, Rute einziehen, Fluchttendenz.

Wir wohnen relativ zentral, zwar ländlich, aber rechts neben dem Haus ist der einzige Supermarkt im Ort, daneben einziger Bäcker/Metzgerei, Apotheke, Bank. Gegenüber eine Wirtschaft und derzeit noch eine Baustelle. Links neben uns weitere Wirtschaft und Rathaus. Im Sommer hält der Bus vor unserer Tür. Hinter dem Haus fliest ein Fluss, also keine Möglichkeit da lang zu gehen.

Ich habe jetzt schon einige Zeit (und Geld) in (mehrere) Hundeschulen, Einzeltraining usw. investiert. Es wird einfach nicht besser (oder ich bin einfach zu blöd, was natürlich auch sein kann). Bereits wenn wir das Haus verlassen, wird sie von den ganzen Reizen geflasht und nix geht mehr (nimmt kein Spielzeug, keine Leckerlies mehr, nicht mehr ansprechbar). Sie kann sich auch nicht lösen, bis wir an unserer Wiese (ca 5 Gehminuten große übersichtliche von einem Fluss umgebene fläche) angekommen sind, hier ist sie auch wieder ansprechbar, spielt und nimmt Leckerlie. Rückweg klappt auch meist besser.

Ich hatte jetzt mehrere Überlegungen wie ich ihr das Leben etwas erleichtern kann. Ich möchte nicht aufhören zu trainieren, nur möchte ich sie aus dieser Reizüberflutung raushaben. Im eigenen Auto fährt sie mit, allerdings habe ich nicht immer ein Auto zur Verfügung, weshalb ich dann durch das Zentrum des Grauens muss. Ich habs auch schon auf der anderen Straßenseite probiert, aber dort ist einfach zu viel los auch an Verkehr, da auch öfters Lieferungen mit LKW kommen und ein paar Meter weiter noch eine Psychiatrie ist, verkehrt dort oft Blaulicht mit Sirene.

Meine Überlegungen waren nun folgende:
a) Habe ich ein Auto zur Verfügung fahre ich mit ihr mehr in die Pampa... (Ja irgendwo Vermeidung, bzw. von weitem Rantasten)
b) Sie ist relativ klein und ich habe noch einen Hundebuggy... Ich gewöhne sie da dran, und schiebe sie zur Wiese, hängt den eventuell zu (wenn ich kein Auto habe), mach den mit einem Fahrradschloss fest und auf dem Rückweg (dieser klappt meist besser) gehen wir zu Fuß.
c) Nachts klappt es auch viel besser, wenn die Läden zu haben... Ich hab zumindest ein Gassi nun schon auf Spätabends/Nachts verlegt. Sie ist dann auch wesentlich entspannter und Ansprechbarer.

Das wären so noch meine Ideen.
Was haltet ihr davon?
 

Scanny

Alter Hase
Dass du unsicher bist erschwert die ganze Sache natürlich.
Und da ich nicht weiß wie euer Alltag und euer allgemeiner Umgang mit den Hunden so ist, sind Tips via Internet auch nicht unbedingt hilfreich.
Du sagst ihr habt schon einiges an Hundeschulen durch - wie viele dnen, wie lange und was wurde da so geraten?

wenn ICH vor deinem Problem stehen würde, würde ich:
- vorrübergehend den Hundebuggy nutzen und gleichzeitig - also sofort, den Hund mit der Wohnsituation vertraut machen.
ich würde mich also jeden Tag (vielleicht mehrere male am Tag) mit dem Hund auf eine Bank im Zentrum setzen und alles in Ruhe angucken - nix weiter.
Ruhig so 20-30 Minuten oder länger.
Wenns direkt im zentrum noch zu schwer ist, dann ein Fleck von dem aus man das Zentrum mit Menschen und Geräuschen gut einsehen kann.

Leckerlie nur dann geben wenn sie es annehmen kann - nicht aufdrängen. Den Hund soweit in Ruhe lassen (nicht dauernd anreden) - vielleicht Körperkontakt (Hand auf den Hunderücken, Hund lehnt sich ans Bein) wenn es dem Hund hilft, ermöglichen.
Es kann einige Wochen dauern bis eine Gewöhnung da ist und der Hund die Erfahrung macht "ist nicht schlimm hier".
Um negative Erfahrungen zu vermeiden und alles zuninchte zu machen was man sich aufbaut, halt ansonsten den Weg mit Auto oder Buggy zurück legen damit der Angstfreie Auslauf nicht zu kurz kommt.

Darauf achten dass im Zentrum keine Negativerfahrungen sind. Nicht mit dem Hund meckern, nicht am Halsband rucken - generell vielleicht auf Geschirr umsteigen wenn der Hund in Angst zieht. Tut ja auch am Hals weh. wenn aber ein Geschirr sehr unangenehm für den Hund ist, wäre das auch nicht ideal.
Ruhig auch die sicheren/souveränen HUnde mitnhemen - die können Vorbild sein.

Dran denken die Hunde und sich selber vor Kälte zu Schützen. wenn ihr ne halbe stunde rumsitzt und die Angsthündin nur zittert, sorgt das nicht unbedingt für ne angenehme Erfahrung.

ansonsten auch im Alltag dem Hund Sicherheit vermitteln:
Ihn schützen wenn er Schutz braucht. Ihn ruhig hochnehmen wenn man nicht verhindern kann dass ein "Tut nix" in ihn reinbrettert.
Unbedingt verhindern dass fremnde menschen ihn anfassen.
Unbedingt verhindern dass Kinder auf ihn zustürmen. (Wie gesagt, im zweifelsfall hochheben).

Ein Hund kann auch selbstsicherer werden wenn er "gehört" wird.
Wenn er ein bedürfniss kund tut und ihr darauf eingeht.
wenn er z.B. aus angst knurrt, sollte das knurren gehört (und nicht bestraft) werden und die Quelle der Angst entfernt werden.
Wenn er sich bei dir verkriecht weil er angst hat, solltest du ihm Schutz bieten.
Wenn er von anderen Hunden gemobbt oder unterdrückt wird, eingreifen.
Eine "das Regeln Hunde unter sich" - Mentalität hilft unsicheren Hunden niemals.

Gut für das Selbstvertrauen sind auch Gewinnerfolge.
Also wenn ihr zusammen fangen oder zergeln spielt, und ihr den Hund gewinnen lasst, kann das sein selbstvrtrauen stärken.
Oder generell Erfolgserlebnisse (Etwas verstecken und den Hund suchen lassen ist gut - wenn mein Hund den Dummy oder den Duftbeutel im hohen Gras findet, sieht er immer unglaublich stolz aus. und wenn ich mich dann auch noch freue wie ein keks, gehts ihm richtig gut - ich denke auch dass solche Erfahrungen dem selbstwertgefühl helfen können.

Hilft das alles nichts, würde ich mir keine Hundeschule, sondern einen hundetrainer ins Haus holen der Ahnung von Angshunden hat. Der großen wert auf eine gute Bindung zwischen Hund und Halter legt. Der mich, den Hund und unseren Alltag sieht und genau gucken kann, was flasch läuft.

Ihr habt den Hund von Welpe an und es war immer alles gut wie du schreibst.
Sensibler Hund hin oder her - ein einmaliges negatives Ereigniss bei der Bekannten sollte nicht für einen so dollen Souveränitätsverlust sorgen.
Ich denke da kann allgemein noch noch n bisschen was optimiert werden im Zusammenleben mit der unsicheren Hündin.
 
B

BesuchvomLand

Guest
Hallo,
erstmal danke für die Antwort.
Unsicher bin ich v.a. im Umgang mit Menschen.

Sie läuft momentan an Halsband und Geschirr. Geschirr für Situationen wo sie sowieso ziehen wird, Halsband für Situationen in denen es an lockerer Leine funktioniert. Sie trägt also stets beides und zieht auch beides sehr gerne an. Sie möchte auch sehr gerne rausgehen, nur sind wir durch den Zaun oder es steht bereits einer am Zaun zum "gaffen" ist halt vorbei.

Im Einzeltraining ist folgendes "Szenario":
Man fährt auf den Hundeplatz (erstmal ist der etwas außerhalb wie meist), geht zwar dann zum üben "hinaus" in die Welt, nur ist da dann meist auch wenig los und/oder es ist spätabends und sowieso weniger los, gerade zu dieser Jahreszeit. So richtig hat sich dort das volle Bild also noch nicht gezeigt.
Geraten wurde mir, wenn sie fixiert, Schau Signal, wenn sie schaut, belohnen, vor sie stellen, wenn uns etwas entgegen kommt Fuß gehen zur abgewandten Seite ggf an einer Mauer/Zaun entlang.

Mein Mann tut sich recht schwer den Hund nicht vollzulabern, nicht zu schimpfen und nicht zu rucken. Auf Hinweise/Bitten meinerseits reagiert er dann oft zickig/ genervt auch vom Ton her.

Unsere ältere Hündin haben wir jetzt paar mal kombiniert. Das ging dann etwas besser wenn sie praktisch in der Mitte von uns läuft.

Von Streichelattacken sind wir bisher verschont geblieben. Sie geht bei Einzelpersonen denen wir so auf der Wiese, Wald oder auf dem Weg reagieren auch eher nach vorne (Angstkläffer) . Bei mehr als einem Reiz schlägt es jedoch mehr in Fluchttendenz um.

Ich bitte auch (selten welchen) Besuch immer sie zu ignorieren, d.h. nicht anstarren, nicht drüber beugen. Kriegt nur irgendwie keiner hin sich daran zu halten. Eventuell muss ich da die Leute mehr "stoppen". Sie hat auch einen Platz auf den ich sie schicken kann, der sehr geschützt ist von den Seiten, von hinten und von oben. (Kratzbaum der neben dem Sofa steht, dort liegt sie sowieso gerne, da schick ich sie dann hin).

Mit anderen Hunden hat sie gott sei dank kein Problem.

Sie apportiert ganz gut Bälle, zerrt auch ganz gern und ist richtig gut beim Lösen von Intelligenzspielzeug. Teiweilse schaff ich es auch sie mit Spielzeug abzulenken, kommt immer darauf an wie viele Reize, wie nah und was. Letztens hat 100 meter weiter, auf der andere Seite des Flusses jemand gehustet und es war vorbei.
 

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