Hallo Samsung,
meine Fragen waren keineswegs als Kritik gemeint.
natürlich kann der Hund nicht immer und überall mit, und 3,5h sind eine absolut zumutbare Zeit.
Die Fragen waren dafür da, dass wir/ich mir ein Bild machen konnten - je mehr Infos, desto hilfreicher können die Tips sein.
Danke dass du so ehrlich warst.
Und um das Muster zu durchbrechen, hättest du eine Person die ihn einige Zeit während deiner Abwesenheit betreuen kann? - dass er wenn du arbeitest nicht alleine ist, und in freien Momenten übst du dann.
Ganz oft (bei uns war es so) sind die ersten Sekunden des alleine seins üben viel schwieriger als die weiteren Stunden.
Deine Übung "Ich geh kurz raus, rauche eine und komme wieder rein" - könnte also schon viel zu viel für den Hund sein. (für meinen wäre es am Anfang zu viel gewesen)
Dein Ziel ist es ja, dass er entspannt ist, wenn du gehst und weg bleibst.
Wenn er also Stress hat sobald du nur die Schuhe anziehst, wird er nicht entspannt sein wenn du draußen eine rauchst.
Dieses wenige Minuten-Training bringt also dem Hund nichts - im Stress kann er nicht lernen.
Von daher ist es auch ziemlich egal, wenn er zittert und speichelt, ob du ihn tröstest oder ignorierst. Du kannst kein Verhalten aktiv bestätigen, da er im Stresszustand gar nicht aufnahmefähig ist. So kann er gar nichts lernen+verknüpfen.
(Ich könnte im Wartezimmer des Zahnarztes auch nicht für ne Prüfung lernen
)
Immer wenn mein Hund beim alleine sein Üben Stress gezeigt hat, (an der Tür gekrazt, gejault, ..) bin ich sofort zurück gekommen, habe die Übung abgebrochen.
Viele Sagen ja "Du musst so lange aushalten bis der Hund von alleine ruhig wird - sonst lernt er, er muss nur jaulen und sofort bist du wieder da".
Diese Erfahrung habe ich
nicht gemacht.
Er hat gejault, ich kam zurück und bei der nächsten Übung war ich schlauer und habe den Zeitpunkt besser abgepasst.
ich bin dann zurück BEVOR er so viel Stress hatte dass er jault.
Er hat desswegen nicht öfter gejault, sonder seltener, weil ich immer besser gelernt habe, den richtigen zeitpunkt abzupassen.
Das geht eben nur durch ausprobieren.
Aber da muss jeder seinen Hund und seine Situation angucken was geeignet ist.
In meinem Zusammenleben mit Hund, gibt es keinen Platz für "Ich ignoriere es wenn er gestresst ist" - trotzdem tanzt er mir nicht auf der Nase herum
Aber auch da gibt es andere Erfahrungen. (ich hatte ja bisher nur einen Hund)
Das Schuhe anziehen ist bei dir eine "Stress auslösende Situation" - bei uns war es das Schlüsselklimpern kurz vorm verlassen der Wohnung.
Wir sind dann - unregelmäßig und oft am Tag - einfach aufgestanden, zum Schlüssel gegangen, den in die Hand genommen, ihn wieder hingelegt und uns wieder hingesetzt.
Arek ist oft aufgesprungen, zur Tür gerannt, und blieb dann ganz verdutzt stehen, und legte sich irgendwann wieder hin.
Durch viele Wiederholungen hat Arek gelernt "Das klimpern des Schlüssels heißt NICHT dasss es raus geht, oder dass er alleine gelassen wird".
Das hat bei dieser Situation sehr gut geholfen.
Jetzt ist das Schlüssel klimpern nicht mehr Stress-auslösend.
Es kommt aber auf den Hund an - ich kann mir vorstellen das die Konfrontation mit diesem Stressauslösenden Reiz, auch anders ausgehen kann. Dass man dann einen Hund hat der immer mehr zum Nervenbündel wird, weil er unter Dauerstrom steht wegen des Reizes - das muss man individuell sehen.
Wir haben feste Rituale die dem Hund ankündigen, was als nächstes passiert:
Auch beim verlassen der Wohnung, mit oder ohne Hund.
Wenn er alleine bleibt, schicke ich ihn auf seinen Platz, sage "Tschüss" und kuschel ihn noch mal - dann schließe ich die Schlafzimmertür. (Das haben wir langsam aufgebaut)
Dann weiß er, er bleibt alleine.
Wenn ich zur Tür gehe, ihn rufe und das Geschirr runter hole, weiß er dass er mitkommt.
Arek hat es auch sehr geholfen, dass er NICHT im Flur alleine ist. Er lag nur vor der Wohnungstür, lauschte auf die Schritte, hatte die "Bewacherposition". (Wenn er bewacht (er hat Wachtrieb), dann sind alle seine Sinne geschärft, er arbeitet ja quasi - dann ist keine Entspannung möglich)
Er ist jetzt alleine im Schlafzimmer, auf unserem Bett. (Weit weg von der Wohnungstür).
Das Bett riecht am intensivsten nach seiner Familie und das hilft ihm.
Anfangs hat er sich immer noch ein getragenes Stück Wäsche aus dem Wäschekorb geangelt - es aufs Bett gelegt und sich da drauf schön eingekugelt.
Das braucht er heute nicht mehr.
Beim alleine bleiben üben sind wir ganz kleinschrittig vorgegangen.
1. Arek auf den Platz (unser Bett) geschickt (dort gabs Leckerchen)
2. Ritual gemacht (Tschüss und kuscheln) - dann gabs Leckerchen
3. zur Schlafzimmertür gegangen - ist er still liegen geblieben, gab es Leckerchen
4. Raus gegangen und sofort wieder reingegangen - lag er still, gabs Leckerchen
5. Dann etwas länger vor der Schlafzimmer- Tür bleiben und Schuhe/Jacke anziehen - blieb er still liegen (owbohl er die Geräusche gehört hat) kam ich zurück und es gab Leckerchen.
6. Dann, angezogen, die Wohnung verlassen - lag er still, gabs Leckerchen ....
(Allso alles nacheinander ... ich hoffe man versteht wie ich das meine)
Das waren in etwa die Schritte. Hat einer geklappt und ich hatte den Eindruck er ist entspannt, bin ich zum nächsten Schritt gegangen.
Immer wenn er aufgestanden und zur Tür gerannt kam, bin ich wortlos rein, habe ihn auf den Platz geschickt und bin im Training einen Schritt zurück gegangen.
Ich habe immer versucht die Situation abzupassen, dass er den Stress noch aushält und liegen bleibt.
Durch das Leckerchen merkte er, dass ruhig liegen bleiben sich lohnt.
Gleichzeitig wird ein positives Gefühl ausgelöst und smoit wird bei vielen Weiderholungen, das alleine gelassen mit einem positiven Gefühl verknüpft.
(Das heißt nicht dass der Hund sich nun freut alleine gelassen zu werden - aber ein positives Gefühl ist etwas, was dabei hilft der "Verlustangst" entgegenzuwirken.)
Durch das häufige üben und wiederholen hat er gelernt, dass ich immer wieder komme. (Wobei das deiner nach 3 Jahren schon verinnerlicht haben sollte)
Ich habe dabei die Erfahrung gemacht, dass die ersten 20 Sekunden alleine aushalten viel schwieriger sind, als die weiteren 20 Minuten.
Der Anfang ist dabei am schwersten. Dem Hund verständlich zu machen was gleich passieren wird, und er dabei trotzdem ruhig bleibt, hat am länsgten gedauert.
Ich habe bisher nicht die Erfahrung gemacht (und auch im Freundeskreis nicht gehört),
dass ein Hund, der im Stress alleine gelassen wird, sich alleine auch wieder beruhigt.
Ich habe mehrmals am Tag geübt, aber sehr unregelmäßig.
Ich habe am Anfang die Schritte mehrmals wiederholt - aber gesamt niemals länger als 2-3 Minuten traininert.
Ich habe drauf geachtet dass wir immer mit einem positiven Ergebnis die Übung beendet haben.
So war es bei uns - vielleicht ist ein anderer Ablauf bei euch sinnvoller. Oder eine andere Belohnung. Das musst du gucken.
Wichtig ist für jeden Hund die Regelmäßigkeit und das gleichbleiben des Rituals - so kann er sich drauf einstellen und weiß was kommt.
Zwischenzeitig gab es nochmal einen Rückschlag, weil der Herbst kam, es eher dunkel wurde und wir nochmal seperat dass alleine bleiben im halbdunkeln üben mussten (das ging viel schneller weil er ja das Prinzip schon kannte). So Kleinigkeiten können aber auch dazu führen dass ein Hund, der eben nur im hellen alleine gelassen wird, plötzlich Panik schiebt wenn er im Dunkeln alleine ist.
Wenn 3 Jahre alles gut war, und er plötzlich mit zittern und speicheln reagiert, kommt mir noch ein anderer Gedanke:
Reagiert er häufig in Stressituationen mit zittern und speicheln? Oder in anderen Situationen?
Ist er generell schneller gestresst? Gab es andere Veränderungen im Verhalten/Erscheinungsbild in den letzten 6 Monaten?
Vielleicht ist ja auch gesundheitlich etwas nicht in Ordnung? Vielleicht was hormonelles, Blutwerte etc?
Letzter Gedanke:
Vielleicht kann euch "konditionierte Entspannung" weiterhelfen.
Hier ein Bericht:
http://markertraining.de/mein-zauberwort-konditionierte-entspannung/
Ich habe Glück mit einem super souveränen und unsensiblen Hund der nur selten aus der Fassung/Ruhe zu bringen ist.
Daher bestand bei uns nie Bedarf für ein solches Training.
Allerdings finde ich es schlüssig und plausibel, und für viele Hund im Alltag sicher ne tolle Hilfe.
Mit einem anderen Hund, der häufiger gestresst ist, wäre dies jedenfalls meine erste Anlaufstelle.
In der Hundeschule wo ich früher regelmäßig war, gab es alle halbe Jahre einen Kurs zur konditionierten Entspannung.
Vielleicht bieten Hundeschulen in deiner Umgebung so etwas auch an, falls Bedarf besteht.
Viel Erfolg wünsche ich euch!!