Hi,
ich lese hier recht viele "Baustellen" raus:
1. Der Welpe kam am 14. Dezemer. das sind erst 2 Monate.
Zwischendrin Weihnachtsstress und Silvester - unter den Umständen dauert das Ankommen nochmal doppel länger.
Ich besuche zu Weihnachten nur Familie und Silvester bleiben wir Zuhause - trotdzem ist es eine stressige Zeit für meinen 6 Jahre alten Hund. Wie stressig muss das für einen Welpen sein der gerade erst Mutter, Geschwister und Zuhause verloren hat.
2. Die Hundemutter war nur ca. 3mal am Tag bei ihren Welpen - das habt ihr erst im nachhinein erfahren.
Das heißt es ist sehr wahrscheinlich dass ihr den Welpen nicht vom vernünftigen Züchter, sondern vom Vermehrer geholt habt?
Dann hat der Welpe vielleicht eine unzureichende bis sehr schlechte Sozialisation in den ersten 8 Wochen erlebt.
(Ich würde ja sagen, das was ihr bechreibt ist relativ normales Welpenverhalten - da ihr aber schon drei Welpen hattet, und dieses neue Verhalten extrem findet, schwirrt mir der Begriff "Deprivationsschaden" im Kopf rum - das ist noch mal eine ganz andere Hausnummer als "nur" in Oberschenken beißen, Leine zerren und blutige Arme.
Aber wie gesagt, wenn ihr es generell mit dem Welpen als sehr extrem empfindet, lest euch doch mal ein wenig ein in das Thema Deprivationsschaden ein - vielleicht erkennt ihr euren Hund wieder. Ich wünsche es euch nicht!)
Vor allem aber achtet ein guter Züchter auf wesensfeste Elterntiere, die ausgeglichen, rassetypisch und "klar im Kopf" sind.
Ein Vermehrer tut dies nicht. Wenn ihr Pech habt, sind also schon die Eltern und Großeltern eures Welpen unausgeglichen, sehr schnell gestresst, haben eine geringe Frustrationstolleranz, niedrige Reizschwelle usw. Bei solchen Elterntieren kann nur schwer ein ausgeglichener Welpe raus kommen.
3. In Box sperren, picksen, Wasserflasche, zischen ... das alles sind aversive Methoden die oftmals mehr kaputt machen als dass sie helfen.
Damit eine Strafe einen Lerneffekt hat, muss man viel berücksichtigen. Das Timing muss stimmen, der Hund muss verstehen WARUM jetzt eine "Strafe" kommt, dem welpen muss eine Alternative geboten werden, er muss für richtiges Verhalten auch gelobt werden - nur so hat er eine Chance auch zu verstehen, was erwünscht und was unerwünscht ist.
Die Strafe muss dem Hund angepasst sein (jeder Hund empfindet da anders). Man muss stets das Wesen des Hunden und den entwicklungsstand berücksichtigen. Auch den Allgemeinzustand.
Um eine Strafe erfolgreich anzuwenden, bruacht man mMn deutlich mehr "Fähigkeiten" als bei einem Lob/Leckerlie. Bei positiven Dingen braucht man auch Sachverstand, allerdings ist es nicht schlimm wenn man sich da halt ein bisschen blöd anstellt (ich bin z.B. beim clickern super schlecht im timen - furchtbar). Das schlimmste halt was passieren kann ist, dass der Hund nix lernt. Wenn man beim Strafen aber auch Mist baut, lernt der Hund nicht nur nix, er haut auch eine/viele negative Erfahung mehr.
Vertrauen zum Halter geht verloren, Welpe reagiert mit Stress, hat plötzlich Angst, ist unausgeglichen und und und.
Hier ein interessanter Blog:
http://klartexthund.blogspot.de/2015/01/solidaritat-mit-plastikflaschen.html
http://klartexthund.blogspot.de/2014/12/die-seele-des-alochhundes.html
Ich bin kein absoluter Gegner von angemessenen/situationsabhängigen Sanktionen beim Hund. Aber ich mache es im gezielten Training nicht, weil ich es einfach nicht zuverlässig kann.
Genau wie sehr viele andere Menschen es leider nicht können, aber trotzdem den Hund Strafen ohne Ende.
Gerade mit Wasserflaschen kann man sich ganz viel kaputt machen, indem man den Welpen unter Dauerstress setzt.
(Stell dir mal vor jemand sitz dir ständig im Nacken, und jederzeit könnte er dich besprühen.
Quasi aus dem Nichts - du kannst auch keinen Zusammenhang begreifen (Welpen sind bei weitem nicht so schlau wie ein erwachsener Mensch). Der wassestrahl ist Nass und kalt, das zischen unangenehm - jedes mal erschreckst du dich.
Beim Fernsehen, oder beim kochen. Das hat keinen Lerneffekt, ist unfair und sogrt für ganz viel Stress und miese Stimmung.
Irgendwann bist du ständig auf der Hut, in Erwartung, dass jeden Moment der Wasserspritzer kommt.
Tut nicht weh, nein, aber es ist ein enormer psychischer Druck der in einem schönen Zuhause bei keinem Lebewesen etwas verloren hat.
4. Habt ihr oder die Trainerin jeh ergründen WARUM euer Welpe so ist?
Er ist nicht agressiv und will ständig Grenzen überschreiten. Hat er genug Kontakt zu anderen Hunden? hat er klare Grenzen bei euch und Konsequenz? Hat er genug Möglichkeiten um seine Welpenbedürfnisse (Beißen, rennen, ziehen, schlafen, ...) auszuleben?
Wenn ein Baby schreit, sprühst du es doch auch nicht an damit es Ruhe gibt. Du schaust, weshalb es schreit.
Ich bin auch kein Freund davon, einen Hund zu picksen/stupsen "weil die Mutterhündin das auch so machen würde".
Ich bin kein Hund - das weiß der Welpe.
Egal wie sehr ich es versuche, ich kann niemals so agieren wie ein Hund.
(Bestes Bsp. ist der tolle "Schnauzgriff" - Hunde machen den untereinander zum einen um Grenzen aufzuzeigen, zum anderen aber auch um Zuneigung auszudrücken. Nur ein Hund kann die Kraft im Maul so fein dosieren, dass der andere Hund die Botschaft auch versteht. Dazu bin ich als Mensch nicht in der Lage.
Wenn ich als Mensch "Hunde-Signale" aussende (die meist eh falsch ausgesendet werden) - irritiere ich den Hund doch nur. Er versteht mich nicht, ich bin nicht authentisch.
Ich bin ein Mensch, also sollte ich die Fähigkeiten nutzen, die ich habe.
Das alles sind Ansätze, die ihr bei einem vernünftigen Trainer eigentlich schon gehört haben solltet.
Wenn dem nicht so ist, rate ich dringend zum Wechsel der Hundeschule/Trainer.
Über Foren wird man euch schlecht helfen können - wir können nicht sehen was los ist bei euch.
Wie der Welpe in welcher Situation regaiert. Wie ihr vor allem reagiert, wie euer Alltag aussieht.
Das sollte jemand vor Ort sehen und individuell Tips geben..
https://www.trainieren-statt-dominieren.de/
Empfehlen möchte ich diese Seite.
Wenn ihr in der Umkreissuche seine PLZ eingibt, werdet ihr vielleicht fündig.
Achtung: auch hier sind nicht alle Trainer super toll und perfekt. Ihr müsst immer natürlich selber ein offenes Auge haben, skeptisch bleiben und stets hinterfragen.
Jedoch arbeiten die Trainer dieser Seite in der regel nach den selben Prinzipien. Diese sagen mir sehr zu, daher empfehle ich sie.
Zum Schluss:
Welpen sind Schnappschildkröten - das ist so.
Sie meinen es nicht böse, sie müssen lernen dass ihre Zähne weh tun, dass sie aufdrehen.
Sie müssen die Menschensprache erst noch lernen. Sie rbauchen ständige Konsequenz. Entscheidet man sich für einen Weg, muss man den auch gehen, in jeder Situation. Und wenn das heißt, dass man den Welpen 100 mal in einer Stunde vom Tischbein fernhält, welches er annagen will.
Er wird nicht zum Beißer nur weil er bisher nicht die Beißhemmung gelernt hat. (Stichpunkt schlechte Sozialisation - wenn der Vermehrer da wirklich gemurkst hat mit der Sozialisation, KANN der Welpe noch gar nicht gelernt haben, dass man Zähne sanft einsetzen muss. Ihn für etwas zu bestrafen was er nie lernen durfte, ist sehr unfair.
Ihr habt jetzt Zeit es ihm Welpengerecht beizubringen.
Und die Beißhemmung lernt ein Welpe auch nicht, indem man ihm das Beißen verbietet.
Du sagst ihr habt shcon "alles" probiert. in die Box sperren und ignorieren ...
Hab tihr auch ganz "übliches" Beißhemmung-lernen Verhalten probiert?
Also, Ihr spielt mit dem welpen, er beißt zu doll, ihr schreit auf/quitscht. Unterbrecht das Spiel für wenige Sekunden.
Dann wieder mit Welpi spielen, wirds wieder zu doll, wieder unterbrechen. Darauf achten dass das Spiel den Welpen nicht zu sehr puscht.
Manche Welpen drehen beim Quitschen erst so richtig auf, dann ist eine Auszeit angebracht. Box finde ich nicht so super - ich würde in einen anderen Raum bringen/in Welpenauslauf oder ähnliches. An einen Ort, wo er sich vielleicht auch durch Kauknochen nagen, Wasser trinken, schnüffeln, ... abreagieren kann. Nach wenigen Minuten wieder ins Zimmer lassen. Und vielleicht nochmal spielen. Und da dann auch wirklich konsequent dabei bleiben.
Es ist übrigens völlig OK wenn man mal lauter wird (nicht brüllend), oder stinkig dem Welpen gegeüber. Ich grummel meinen Hund auch an wenn er Mist baut und ich wütend bin. Wir sind Menschen mit Emotionen, das ist normal und echt. Bloß es muss sich die Wage halten und ich darf meinen Unmut nun auch nicht zu sehr am Hund auslassen.
Ich fahre wirklich gut mit dem Kinder-Hund vergleich. Natürlich darf meine Tochter sehen dass ich nen schlechten Tag hatte, dass es mich nervt wenn sie in der Bahn die Füße nicht still halten kann. Desswegen anschreien oder sonst was sollte ich trotzdem nicht.
Das in die Hosenbeine beißen ist nochmal etwas komplexer.
Denn hier kommt es drauf an ob der Welpe zu wenig Auslatung hat (ihr also mehr mit ihm machen solltet) oder ob er zu viel Auslastung hat (ihr also dem Welpen Ruhe halten beibringen solltet)
Ich habe bisher nicht die Erfahrung gemacht dass im Hundeverhalten irgendwas besser wurde, wenn man es ignoriert hat. In der Regel wird es noch schlimmer.
Soweit erstmal - sry dass ich mich nicht kurz fassen kann ...